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30 Zwischen zwei Revolutionen. libero unnöthig verletzt und dadurch die Macht der Kirche an ihrer Wurzel gestärkt hatte, endigte der ganze Feldzug in der Regel mit übereilten Capitulatioucn und hes s faulen, nicht selten auch wenig ehrenvollen Friedensschlüsse». Nach solchen vcr- §cnbc unglücktcn Versuchen des Staates, sich der Kirche gegenüber auf seine eigene j^clch Mission zu besinnen und seine Würde als selbständige Institution geltend zu machen, folgten dann regelmäßig und wie zur Strafe erhöhte Ansprüche kirch- J^hr: licherseits und ihnen entsprechend weiter gehende Zugeständnisse und kläglichere ^bc» Rückzüge staatlicherseits. So steigerte denn emc beispiellose Reihe von Siege», s wie die römische Curie sie erfocht kraft der Cousegucuz ihrer Behauptungen so« ^^ße wohl als ihres rücksichtslose» praktischen Vorgehens seit der Wiederherstellung des diese« Jesuitenordens bis zur Unschlbarkeitscrklärung, das Selbstbewußtsci» ihrer Ver- höngc treter auf eine geradezu schwindelhafte Höhe. das „ In de» eben erwähnten Jesuiten hat der Ultramontanismus des neun- zehnten Jahrhunderts seine eigentlichen Triarier gefunden. Ueberall, wo große Erfolge erfochten werden, ist ihre geübte Hand im Spiele. Gegen sie brach daher auch, als die Februarrevolution die Geister entfesselte, ein allgemeines Gericht des Volksuiiwillens los. Allenthalben in Italic», auch i» Rom, wie in Deutsch- land, wurden sie als die erklärtesten Feinde alles politischen Fortschritts und aller nationalen Ideen binnen wenig Wochen gänzlich hinweggefegt. Sobald xj«? A aber der politische Umschwung eintrat, kamen sie aus den Schlupfwinkeln, worein § sie sich vor der drohende» Gefahr zurückgezogen hatten, wieder hervor; bald ljsche» hörte man von allen Seiten, daß die Jesuiten zurückkehrten und sich in den eintrug Besitz des Verlassenen setzten. Seit der Rückkehr des Papstes gewannen sie stci- päpsttu genden Einfluß auf die oberste Leitung der kirchlichen Angelegenheiten, und jetzt arbeitete die kirchliche Rcactionsmaschinc mit einer Kraft, wie seit Jahrhunderten jh«,„ nicht mehr geschehen war. Nirgends konnte auch die politische Restauration der blieben- Beihülfe des Ordens entbehren, und sogar mit dem Volke wußte er sich dur^ Seite e den Eifer, mit welchem er seine Missionen im Innern betrieb, wieder zu ver- söhnen. Und dennoch liegt heute die Thatsache vor Augen, daß eben diest Jesuiten, welche dem Drachen der Revolution allein gewachsen zu sein schienen- von W in kürzester Frist fast jede Regierung zu Grunde gerichtet haben, welche sich aus beobach sie stützte, und daß die Revolution in den Ländern, welche sich seit Jahrhnn- fahren derten dem Einflüsse des Ordens hingegebcn hatten, geradezu chronisch geworden i ist. Polen vollends hat seine jesuitische Vergangenheit mit Verlust seines politi- scheu Daseins gesühnt. knüpfte Dies führt uns hinüber auf die Kehrseite zu all dem Glanz und Zauber, Pellico, den das katholische Kirchenthum im neunzehnte» Jahrhundert zu entfalten fühligcn wußte. Thatsache ist, daß das Sträube» der Kirche gegen alle zeitgemäße» Re- derartig forme», ihre Huld und Nachsicht gegen mittelalterlichen Aberglauben und betr»' gerischcn Wundcrkram, ihre Opposition und Todfeindschaft gegen alle Errungen- ein schäften der Revolution, der freien Forschung auf wissenschaftlichem und der