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I. Die poetische Literatur nach Goethe. 451 Wimm umü an in>! MW r biliik n gig» Leboit wnn - FW Pari!' n hiß- Pros- sthW cstroi^ VW > Uss rcn s^ md r" :n^ die seinm Gaben zusagende Leitung des Burgthcaters, später, nach seiner Bühncnlei- tung in Leipzig, die des Stadttheaters zu Wien, Ludolf Wien ba rg , geb, 1803 im Holstcin'schen, studirte in Kiel und Bonn, L, W»nbaig l-bü eine Zeitlang in Frankfurt a, M,, wo er mit Gupkow an der „deutschen Revue" '^-1872. arbeitete, und begab sich, als die Proscribirung des „jungen Deutschlands" auch ihn >raf, nach Hamburg, wo er die meisten seiner Schriften, unter denen seine Kritiken and Rcisebeschrcibungen am bekanntesten sind, verfaßte. („Holland in den Jahren 1831 Ad 1832"; „Tagebuch von Helgoland"; „Acsthctifche Feldzüge", dem „jungen Deutsch land" gewidmet; „die neueste Literatur", eine Anzahl Rccensionen u. a. m.). 3. Oie Dichter unter dem Einfluß politischer und soeialer Zeitfrogen. Hatten die dem „jungen Deutschland" beigezählten Literaten, trotz ihres sd-Er M Schau gestellten Liberalismus und Rcformeisers, doch hauptsächlich die^m " höheren Kreise der Gesellschaft, „die elegante Welt" im Auge (weshalb sie auch sogroße Sorgfalt auf die künstlerische Anordnung und Ausarbeitung ihrer Schriften verwendeten), so trat dagegen in den dreißiger und vierziger Jahren eine Anzahl junger Dichter auf, die nicht blos Fürsten und Regierungen, sondern Alles, was eine aristokratische Färbung trägt, bekämpften und in den Augen des Volkes, dessen Begierden und Leidenschaften sie schmeichelten, hcrabzusctzcn suchten. In einer Vorrede zur „Geschichte der deutschen Dichtung" hatte Gcr- »inus im Jahre 1840 die Mahnung ausgesprochen, daß die deutsche Nation forthin nicht mehr so ausschließlich der Kunst nnd Poesie sich widmen, sondern mehr die praktischen Lcbensfunciioncn pflegen, mehr der wirkenden Welt und dem Staate sich hingcben solle. Seitdem wurde Handeln die Losung des Tages und man stellte der Kunst die Aufgabe, da sie selbst keine That sei, wenigstens iu Thaten anzuregen. Jetzt schien der Helikon sich in ein Feldlager zu verwan dt: Man sang: „Laßt, o laßt das Verscschweißen: Auf den Ambos legt das ^sm; Eisen soll der Heiland sein". Die Dichter stimmten eine neue Tonart Nicht sowohl auf Erregung ästhetischen Wohlgefallens, als auf Erreichung Politischer Zwecke bedacht, kümmerten sie sich weniger um künstlerische Vollendung, elegante Form und edle Sprache, als um aufregenden Inhalt, um energievollc Darstellung, um Aufstachelung der Leidenschaften. Sie hauchten ihren meistens lyri schen Gedichten eine demokratische Gluth ein, die dem Leser zu Kopf stieg und ihn gewaltig fortriß. In ihren Schilderungen des Elends der Proletarier, in ihrer Ironie über die Genüsse und Lebensfreuden der Reichen nnd Vornehmen, in lhnn zornigen Klagen über die Verkehrtheit aller menschlichen Verhältnisse und staatlichen Einrichtungen lag eine solche Fülle von Leidenschaft, von wilder, zer- sföttoder Kraft, von schonungslosem Hohn, daß sie die mächtigste Wirkung hcr- borbrachtcn nnd als die Vorboten einer gewaltigen Umwälzung aller bestehenden Zustände erscheinen mußten. Sie schilderten die Machthaber und Regierenden als Bedrücker und Blutsauger des Volks und stellten Besitz und Reichthümer als 29"