442 0. Cultur- und Geistesleben in Deutschland. (Friedrich Halm) u. A. nach dein Dichterlorbccr strebten, alle Bemühungen dies« Schriftsteller, durch poetische Werke von loyaler Färbung und aristokratisch« Haltung jene Frcihcitssängcr zu verdrängen, blieben ohne Erfolg. Je mehr dß Romantiker in aristokratischer Vornehmheit Schillcr's Werth und Verdienste h«' abschten, desto treuer bewahrte das deutsche Volk ihm und seinen Gesinnung^' genoffen ausschließlich seine Zuneigung. An den in Schillcr's Werken mit Wär»« und Begeisterung ausgesprochenen Ideen der Freiheit, Vaterlandsliebe und Mc»' schenwürde hob und stählte sich das Gemnth des Volks, indeß cs auf dic romantischen Verherrlichungen einer untcrgcgangencn Welt, eines entschwundene» Ritterthums, einer unwiederbringlichen Kunstrcligion mit Gleichgültigkeit bW und selbst die künstlerische Vollendung eines Goethe der freisinnigen GcmW' Poesie Schiller's nachstcllte. ^Ludwig Bon dem kunstliebcnden König Ludwig von Baiern, dessen Bedeutung 178k-18K8. für die Erweckung des neuen Kunstlebcns in Deutschland wir in einem späteren Ab' schnitt kennen lernen werden, besitzen wir drei Bände lyrischer „Gedichte" und di! in einem eigenthümlichen deutschen Stil verfaßten „Walhallagenossen", kurze Lebens' abrisse berühmter Männer, deren Büsten er in seinem herrlichen Walhallabau unweit Regensburg aufstellcn ließ. — Prinz Johann von Sachsen (seit 1854 König»»» v einer der gebildetsten Männer der hohen Aristokratie, befaßte sich Vorzugs' isst-187S. weise mit italienischer Literatur. Von dein Umfang und der Tiefe seiner Studien g^ die von ihm bearbeitete, unter dem Ramen Philalethcs herausgegebene, metrisch! Uebertragung der „göttlichen Komödie" Dante's mit kritischen und historischen Erläutl' rungen einen schönen Beweis. Seine ältere Schwester Amalie (1794—1870) h»t sich in der literarischen Welt (anfangs unter dem Namen Amalie Heiter) durch ei»! Anzahl Lustspiele („der Krönungstag"; „die Fürstenbraut"; „der Verlobungsring"' „der Pflegevater"; „der Majoratserbe" u. a. m.) bekannt gemacht. Der 1854 v«' storbene König Friedrich August II. ist ebenfalls als Schriftsteller in der Botanik aus' Schenk getreten.— Ed. v. Schenk, geb. zu Düsseldorf 1788, trat 1817 zur katholisch!» 17W-1841. Erch? über; im I. 1828 baicrischer Staatsrath und Minister des Innern, Urheber dks strengen Ccnsurgcsetzcs und eifriger Anhänger des Ultramontanismus. Unter sei»!» lyrischen und dramatischen Dichtungen („Henriette von England"; „Kaiser Ludwig s Traum"; „Albrecht Dürer"; „Bcthulia" u. a. m.) ist sein Trauerspiel „Bclisar" »»^ einigen rührenden Zügen aus Sophokles' Ocdipus auf Kolonos, über Gebühr gepricst» worden. Seit 1834 gab er das Taschenbuch „Charitas" heraus, worin er seine dich' tcrischen Erzeugnisse nicderlegte. — Eiig. Franz Jos. v. Münch-Bcllinghause»' iss«-7i" bekannt als Dichter unter dem Namen Friedrich Halm, geb. 1806 zu Krakau. Sein w» 1834 zum erstenmal aufgesührtes Drama „Griseldis" hatte solchen Erfolg, daß die»» dem Stücke gerügten Mängel wenig Beachtung fanden. Neben der Griseldis erlangt!» nur noch das romantische Drama „der Sohn der Wildniß" und das vielbesprochl»! vaterländische Trauerspiel der „Fechter von Ravenna" (dessen Priorität der bäurisch! Schullehrer Franz Bachert ansprach), den Beifall des Publikums, wogegen sowohl sei"' übrigen dramatischen und lyrischen Dichtungen („der Adept"; „Camocns"; „Jmeld» Lambertazzi") als seine Bearbeitungen einzelner Stücke von Lope de Bega und Sh»' kcspeare weniger Beachtung fanden. Nach dem Borbilde von Calderon gab Halm dl»' Drama einen lyrischen Charakter, der bei ihm häufig ins Sentimentale übergeht. ist Meister im poetischen Ausmalen lyrischer Stimmungen; die verschiedensten Seele»'