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438 H. Revolutionsbewegungen der Jahre 1 848 bis 1851. nunmehr die Helfer und Rathgeber des Gewaltstrciches, die Nachkommen da imperialistischen Größen des ersten Kaiscrthums, ergebene Heerführer, die i« Napoleon III. den Erben der kaiserlichen Traditionen, den Erneuerer der «A tärischen Ruhmcszcit erblickten. Unter den Männern, denen der Kaiser sei« Vertrauen zuwandte, glänzten an erster Stelle neben den erwähnten Genossen del Staatsstreichplancs St. Arnaud und Morny, der zum Vicomte de PcrsüM erhobene Jean Gilb. Viet. Fialin (1808—72), der seit den AufstandsversuD von Straßburg und Boulogne sich an Napoleon angeschlossen und die Heisst lung des Bonapartischen Thrones als Lebensziel verfolgt hatte, so wie die Publicisten und vielseitigen Schriftsteller Adolf und Paul Granicr, Vater Sohn, die von ihrem Geburtsort den Namen Granicr de Cassag na c säst ten. Vielleicht hätte sich auch Marschall Bugeaud, der in Folge einer Nachwahl Mitglied der Nationalversammlung geworden, für das neue System gewinnt" lassen; allein er starb bereits am 10. Juni 1849 an der Cholera. Schluß. Der Staatsstreich vom 2. Deccmber war der letzte entscheidende Sieg monarchischen Machtherrschaft über das parlamentarische Staatslcbcn. Seitdci" ist Manches, was unter heißen Kämpfen und Mühen erbaut worden war, wie^ zusammengebrochen; Manches, was man für todt und begraben hielt, wic^ anferstanden. In Frankreich wie in den meisten Staaten des europäischen Fst landes hat die Lehre, die einst der römische Kaiser Septimius Severus seilst Sohne Caracalla ertheilte, nur den Soldatenstand zu ehren und zu begünW"- alles Andere für Nichts zu achten, aufs Neue ihre volle Geltung erhalten. Hierarchie, bemüht den freien Flug des Gedankens zu hemmen und die Geist in die sichere Obhut der Kirche zu nehmen, bewirkte Concordate, wodurch d" Klerus die Herrschaft über die Völker, die Bischöfe eine lähmende Obmacht die landesfürstlichen Behörden und die Dynastien in dein Papste einen ast wärtigen Mitregenten oder Herrn empfingen; der Adel benutzte die reaction^ Strömung, um sich in seinen erschütterten Vorrechten von Neuem festzusest"' dic Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetze anzufechten und dem vorwä^ strebenden Zeitgeiste die alten Standesprivilegien als Damm entgegenzustelst, die Orthodoxen und Symbolgläubigcn in der evangelisch-protestantischen machten, wie wir oben erfahren, die Bckenntnißschriften zu einem Wall gcg^ den freien Geist der Wissenschaft und Forschung. Viele „Blüthenträume" st unreif abgefallen, viele thcuere Hoffnungen unerfüllt ins Grab gesunken; lw Zukunft verzweifelnd und mit der Gegenwart zerfallen, wendeten Tausende aber Tausende der Heimath den Rücken und suchten in der neuen Welt das sehnte Glück. Aber wie trübe sich auch der Blick senken mochte, der Gedast daß kein wahres Gut, keine echte, auf gesundem Boden erwachsene Idee st Menschheit verloren geht, und daß kein lebenskräftiges Volk sich die Errung^ schäften mühevoller Anstrengungen auf die Dauer entreißen läßt, hat allmähst wieder Trost, Freudigkeit und Lebensmuth erzeugt, und die Wahruehnw^