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VII. Republik u. Bonapartischcr Staatsstreich in Franke. 431 gesch das allgemeine Stimmrccht aufzuhcbcn, das Wahlrecht durch die Fesssctz.»>-M°i ung eines dreijährigen Domicils und durch andere Bcstiinniungcn zu mindern und zugleich die Presse nicht nur durch Erhöhung der Cautionen, des Stempels und der Geldstrafen bei Uebcrtretungc» zu beschränke«, sondern auch durch die Verfügung zu lähmen, daß alle Artikel, die politische, religiöse und philosophische Betrachtungen enthielten, mit der Namcnsuntcrschrift ihres Verfassers versehen sein müßten. Als Zweck der Maßregel bezeichnete man „die sittliche Verbesser ung der Presse". Die Wahrnehmung, daß besonders der Lchrerstand den socia- listischcn Bestrebungen Vorschub leistete, hatte schon früher die Nationalver sammlung bewogen, ein neues Untcrrichtsgcsetz zu entwerfen, wodurch das Auf- sichtsrccht über das Schul- und Untcrrichtswcscn zwischen der Regierung nnd der Geistlichkeit getheilt und der Universität die oberste Leitung entzogen wurde. Bei den aufgeregten Verhandlungen über dieses Gesetz sah man Thiers, den Vorkämpfer des Liberalismus, mit Montalcmbert, dem Wortführer der Ultra- »wntanen, Hand in Hand gehen. Wo cs sich um Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung handelte, verschwanden die untergeordneten Partcisragen. Hatte doch Tocqueville, der Bewunderer der amerikanischen Demokratie und der standhafte Verfechter des Parlamentarismus, als Minister des Auswärtigen die franzö sische Expedition gegen Rom angeordnet. — Von Geldmangel und Schulden gedrückt, mußte der Präsident bei der Nationalversammlung um Erhöhung seines Zuni i8ro. Gehaltes einkommen. Diese bewilligte ihm aber nur eine Zulage auf Ei» Jahr und vergrößerte dadurch die schon lange zwischen den beiden Gewalten bestehende Spaltung und Rivalität. Das sichtbare Streben des Präsidenten nach einer die republikanischen Schranken überschreitenden Macht erfüllte die Nationalversamm- iung mit Argwohn und trieb sie zur Opposition. Da sie aber in Beschränkung der Volksrechte und der republikanischen Freiheit immer weiter ging und zugleich über dynastischen Parteibcstrebungcn und kleinlichen Jntrigucn in Coterien und Spaltungen zerfiel, so verlor sie das Zutrauen und die Achtung der Nation. Die Mehrheit des Volks wünschte eine festere dauernde Ordnung. Die Abneigung und Gleichgültigkeit des französischen Volks gegen die Vcr- A» iMnlung kam dem Präsidenten zu Statten. Er hatte mehrmals sein Cabinet 2.D«-mb"r. gewechselt, um sich mit Ministern zu umgeben, die ihm mehr zu Willen waren, "ls Odilon Barrot und seine Genossen, und war auf jede Weise beflissen, die Sympathien aller Parteien für seine Person, seinen Namen, seine Grundsätze zu gewinnen. Um von der römischen Expedition den reaktionären Anstrich abzu- ^ssifen, hatte er in einem Schreiben an seinen Adjutanten Edgar Ney bei der römische,, Armee seine Absicht ausgesprochen, daß die Wiederherstellung der päpst- üchen Regierung nur in Verbindung mit freisinnigen Reformen und mit einer äimestie erfolgen sollte; er hatte dem größten Theil der in Folge des Juniauf- siandes von 1848 Dcportirten durch einen Gnadenakt die Rückkehr in die Hci- mnth gestattet. Und wenn ihn die Pilgerfahrten der Orleanistcn nach Claremont