VI. Scheitern der deutschen Rcformpläne. Reaction. 419 zu ersetzen. Einige Regierungen folgten der österreichischen Einladung; Preußen antwortete ablehnend und erließ am 1. Mai Einladungsschrcibcn an sämmtliche Unionsfürsten zu einem Fürstcncongreß in Berlin, um sich über die Annahme der Maiverfassung zu erklären. Hier wurden aber in den vom 9. bis 16. Mai abgehaltencn Verhandlungen manche Bedenken über die Ausführbarkeit des Planes laut; durch unbestimmte Erklärungen oder unerfüllbare Bedingungen suchten Einige die Entscheidung hinauszuschiebcn; namentlich trat die der Union abgeneigte Gesinnung des Kurfürsten von Hessen, den Hassenpflug dahin be gleitet hatte, immer deutlicher hervor. Hafscnpflug unternahm cs, „die Union von Innen heraus zu sprengen". Alles, was erzielt wurde, war die nur von den kleinern Bundcsgliedcrn ohne Rückhalt anerkannte Schöpfung des provisori schen Fürstencvliegiums oder Unionsministeriums an der Stelle des bisherigen Vcrwaltungsrathcs. Ermuthigt durch diese Kundgebung innerer Uneinigkeit, beharrte Oesterreich bei seinem Vorhaben und erließ, auf den Vorschlag der Mit glieder der in Frankfurt tagenden Plenarversammlung, ein Rundschreiben zurrs-Juiiino. Wiedereröffnung des Bundestages auf den 1. September, „da in der Rückkehr zu einem durch die bisherigen Vorgänge nur verdunkelten, aber nicht erschütterten Rechtsboden das einzige Mittel zur Lösung der Verfassungsfrage in Deutschland erkannt werden müsse". Preußen lehnte es jedoch abermals ab, zur Wiederher-rs. «»g. stcllung der alten Bundesverfassung, die sich als unzureichend für die Bedürfnisse der Nation erwiesen und den feierlichen Verheißungen so vieler Regierungen ent gegen sei, die Hand zu bieten. So kam es, daß zwei Bundesregierungen ohne allgemeine Anerkennung vom 1. September an nebeneinander bestanden, das Für- stencolleginm, aus dem jedoch mittlerweile auch die beiden Hessen und einige kleinere Staaten ausgcschieden waren, und der Bundestag in Frankfurt, jenes unter Preußens, dieser unter Oesterreichs Leitung. Beide Großmächte nahmen eine drohende Haltung an, und es schien, als ob die Waffen die Entscheidung geben müßten, namentlich seitdem die Monarchen von Oesterreich, Baiern und Wnrtemberg in einer persönlichen Zusammenkunft zu Bregenz sich zu gemein- n. O«br. sanicm Handeln verbunden hatten. Die zwei brennenden Frage» des Tages, der Verfassungskampf in Kurhcsscn und der Krieg in Schleswig-Holstein, drängten zur Entscheidung. Beide Angelegenheiten hatte die Frankfurter Bundesver sammlung bereits vor ihr Forum gezogen; sie hatte durch Zulassung des däni schen Bevollmächtigten in die Zahl der Bundestagsgesandten ihre Absicht kund- gegcben, Schleswig wieder unter die Gewalt des Königs von Dänemark zu bringen, und hatte der kurhessischen Regierung die Hülfe des Bundes in Aussicht gestellt, falls die eigenen Kräfte zur Bewältigung des Widerstandes gegen die Berfassungscingriffe des Ministers Hafscnpflug nicht zurcichtcn. 27'