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V. Ungarns Erhebung und Fall. 41l worauf Haynan durch eine strenge Proklamation vom 1. Juli die Ungarn zur Nicdcrlegung der Waffen auffordcrte und alle, die bei dem Aufstande beharren und dem „Convente" in Dcbreczin Beistand leisten würden, mit den härtesten Strafen bedrohte. Bald fiel Ofen und Pesth wieder in die Hände des kaiserlichen Be->2. Jun isis. fehlshabcrs. Wo kurz zuvor Kossuth mächtig und hoffnungsreich gewaltet hatte, nahm jetzt der österreichische Gencralstab seinen Sitz, und die aus dem Haupt quartier Paskiewilsch's in Gödöllö abgcsandtcn Kosacken sprengten durch die Straßen der erschreckten Hauptstadt. Die schweren Strafen, die der unbarm herzige Haynau über Ofen-Pesth und namentlich über die den magyarischen Aufstand begünstigende Judcngcmcinde verhängte, und die drohenden Procla- mationen, wonach Jeder, „der durch Wort, That oder durch Tragen revolutio närer Abzeichen die Sache der Rebellen zu unterstützen wagen würde", als dem Tode verfallen erklärt wurde, waren das Vorspiel der kommenden Schrcckcns- tage. Besitz, Verausgabung oder Annahme der ungarischen Banknoten jKos- suthnoten) wurde unter Todesstrafe verboten, eine Maßregel, die unsägliche Verluste herbcisührte, da bisher das ungarische Geld allgemeinen Curs hatte und sogar bei den öffentlichen Kassen angenommen worden war. Nicht minder erfolgreich waren die Waffen Jellachich's im Süden. Der-md-n und ungarische General Perczcl wurde zurückgedrängt, Neusatz von Peterwardein d^s aus iu Brand gesetzt, die Römcrschanzen und die Festungen am Franzcnscanal erstürmt und endlich nach der Einnahme von O'Bccse der Uebergang über die Theiß bewerkstelligt. Aber mit welchen Leiden hatten die Soldaten zu kämpfen! Die Ungarn hatten, um sich für die Räubereien der Czaikistcn zu rächen, die Ernten vernichtet, die Brunnen zerstört und somit eine künstliche Wüste erzeugt. Hier mußten die Trnppcn bei glühender Junisonne ohne den Schatten eines Baumes, ohne schirmendes Dach, ohne einen andern Trunk als das faulende Wasser der Douausümpfe mehrere Tage zubringeu. Bald brach die Cholera aus und hielt eine furchtbare Tvdtenerndte. Das Gestöhn der Kranken und Ster benden, das die angstvolle Stille der Nächte durchbrach, erhöhte die Qualeu der Krieger. Auch war auf dieser Seite der Sieg von kurzer Dauer. Auf die Nach richt von dem Vorrückcn des Banus wendete sich Bem plötzlich westwärts, den Kampf in Siebenbürgen den Szeklcrn und andern Eingeborncu überlassend. Er gewann nach schwerer Belagerung die Festung Arad durch Vertrag, zwang das'- Junias, geschwächte und entmuthigtc Heer Jellachich's zum eiligen Rückzng über die Theiß und Donau und drang siegreich bis Neusatz und Pcterwardcin vor. Nur der Plan, die hartbcdräugte, von Krankheit und Hunger schwer heimgcsuchte Stadt Temesvär zu erobern, scheiterte an dem standhaften Muth des österreichischen Commaudanten Rukavina, der jedoch bald nachher von der Cholera hingerafft wurde. Ende Juli und Anfang August erschien Bein wieder in Siebenbür gen, das mittlerweile zum großen Theil in die Hände des russischen Befehls habers Lüders gefallen war. Seine Erscheinung vermehrte die Kriegslcidcu des