V. Ungarns Erhebung und Fall. 407 Reichstag schmi im Juli bewilligter und im Octobcr erneuerter und erweiterter Credit wurde van Kossuth zur Anfertigung ungarischer Banknote» im Belauf von mehr als sicbenzig Millionen benutzt. Dembinski erhielt die Würde eines Oberbefehlshabers, was den Neid der magyarischen Führer, namentlich des talentvollen, ehrgeizigen Arthur Görgcy weckte; unter ihm dienten Meszaros, Perczel, Klapka und Andere. An allen Orten und Enden wüthete ein furchtbarer Bürger, und Nationalkricg zu gleicher Zeit. Nach der zweitägigen blutigen Schlacht von Kapolna, wo von beiden Seiten mit der größten Tapferkeiten. gekämpft wurde, ohne daß jedoch eine Entscheidung erfolgt wäre, weil Görgey aus Abneigung gegen Dembinski zu spät auf dem Schlachtfeld erschien, zogen sich die ungarischen Heere wieder nach den Niederungen der Theiß zurück und überließen die Hauptstadt dem österreichischen Feldherrn, der durch strenge Ver fügungen gegen alle Förderer der magyarischen Erhebung von fernerer Unter stützung der Insurgenten abznschrcckc» suchte. Dafür kam aber im Monat Februar wieder ganz Siebenbürgen in Bcm's Gewalt. Die Russen mußten Hermannstadt und Kronstadt räumen und sich über die Grenze zurückziehen; Puchner, von Bem bis zum Rothcnthurmpaß verfolgt, suchte mit seinem ganzen Truppcncorps Schutz in der Walachei, die übrigen wurden zersprengt und nach andern Orten getrieben. Mit dem Beginne des Frühlings unternahm Windisch-Grätz von der KmasMig- Hauptstadt aus mit allen kaiserlichen Truppenabthcilungcn einen Gesammtan- griff auf die ungarische Streitmacht im Herzen des Landes; durch einen ver einigten Angriff hoffte er die Festungen zu Fall zu bringen und dann die ma gyarischen Heere in den sumpfigen Niederungen der Theiß zu ersticken. Aber seine Pläne scheiterten. Der Theißübergang wurde an mehreren Stellen von den Ungarn zu gleicher Zeit mit der größten Geschicklichkeit und Tapferkeit bewerk stelligt; General Schlick erlag bei Gyöngyös gegen Dembinski; Jellachich und die übrigen österreichischen Feldhcrrn wurden bei Czegled, Hatvan, Gö- döllö, Jsaszcg u. a. O. zurückgeschlagen, und die „jungfräuliche" Donau festung Komorn trotzte den heftigen Angriffen des kaiserlichen Bclagerungsheers mit solchem Erfolg, daß Fcldzcugmeister Weiden zuletzt von der Beschießung abließ und die Festung durch enge Unilagerung auszuhungern und dadurch zur Uebergabe zu zwingen beschloß. Immer mehr näherten sich die Magyaren, die mit erhöhter Begeisterung allenthalben zum Angriffskrieg geschritten, der furcht bar aufgeregten Hauptstadt; die heilige Osterzcit wurde durch tägliche Gefechte in der Umgebung der Stadt und auf dem Felde Rakos, der alten Wahlstättc der ungarischen Könige, entweiht; allein während Windisch-Grätz und Jellachich darauf bedacht waren, Pesth vor einem Ueberfall zu schützen, umging die unga rische Armee unter Damjanics und Klapka das feindliche Heer und erstürmte nach einem furchtbaren Kampfe mit der österreichischen Besatzung, wobei der General Götz die Todcswunde empfing, die in strategischer Hinsicht höchst wichtige