IV. Die deutschen Verfassuugskäuipfe. 379 befriedigen und dadurch auch deren Zuneigung erwerben. Aber in beiden Hoff, innigen ging inan fehl. Die Regierungen der kleinern deutschen Staaten mußten schon aus Furcht vor der drohenden Macht der Dcinokratcn und der untcr- wühlten Volksmassc bei der Anerkennung der Rcichsvcrfassung und der Frank furter Ccntralrcgicruug beharren, und die Könige zeigten wenig Neigung, in dos Verhältnis; der Unterordnung unter Preußen zu treten. Es kam nun sehr bald zu Tage, daß der Weg der Unterhandlung nicht zu dein gewünschten Ziele führe, daß die deutschen Regierungen sich wohl in die Nothwcndigkcit einer An erkennung der Rcichsvcrfassung unter Preußens Vorangchcn gefügt hätten, daß sic aber nimmermehr sich freiwillig ihrer selbstherrlichen Stellung begeben und der Krone Preußen sich untcrordncn würden. An dem Rcgicruugscougreß in Berlin, wo die deutsche Verfassung abgcändert werden sollte, betheiligten sich nur Hannover, Sachsen und Baiern, und von diesen trat das letztere bald zurück, so daß nach einigen Wochen die rcvidirte Reichsvcrfassung nur als Grundlage eines „Drciköuigsbuudcs" erscheinen konnte, dessen lose Verbindung jedoch bald klar ward. Daß aber die große Masse des Volks sich von der Zeit an grollend von Preußen abgcmcndet habe, bewies die Theilnahmlosigkeit bei allen folgenden Wahlen. Zu dieser Thcilnahnilosigkcit trug besonders das neue sowohl für Preußen als für de» deutschen Reichstag entworfene Wahlgesetz bei, in Folge dessen in Zukunft die Wähler in drei nach der Größe der Steucrsumme bestimmte Klassen getheilt werden sollten, so daß jede der in Höchst-, Mittcl- und Mindest-Besteuertc gesonderten Klassen eine gleiche Zahl Wahlmänner zu stellen habe. Da nach diesem Wahlgesetz die „schwielige Hand des Arbeiters" keinen Stimmzettel abgcben konnte, so zogen sich die Demokraten seitdem schmol lend von den Wahlen zurück. Unbekümmert um diese widerstrebenden Elemente trat nunmehr Preußen in den Vordergrund des handelnden Lebens, weniger auf sein Recht, als auf seine Macht und die Nothwendigkeit sich stützend. Es be kämpfte den Aufruhr, wo er sich zeigte, und stellte sich die Aufgabe, in dem ver wirrten und zerrissenen Reiche Ordnung zu schaffen und das Ansehen der Gesetze und der Obrigkeit wicdcrhcrzustellen. Im Vertrauen auf die neuen Zusagen blickten die über die zunehmende Verwilderung des Volks bekümmerten Patrioten theilnehmend und billigend auf die kraftvolle Haltung der preußischen Regie rung, die mit Gewalt der Waffen einen gesetzlichen Zustand zurückführte und Leben und Eigenthum sicher stellte. Nur in einem Lande verletzte sie das Natio nalgefühl der Deutschen auf eine empfindliche Art und entfremdete sich die Herzen eines edel», hochsinnigen Volksstammes: in Schleswig-Holstein. Der „Entwurf der Verfassung des deutschen Reichs", der dem „Drcikönigsbunde" Dn „Dicj. als Grundlage dienen und einem künftigen Reichstag zur Annahme und Revision vor- kEgsbund--. gelegt werden sollte, hielt sich an das Frankfurter Versassungswerk, verlieh demselben aber durch wesentliche Aenderungcn einen andern Charakter. Im I. Abschnitt: „das Reich", wurde die „Frankfurter Aufstellung" dahin ermäßigt, daß das deutsche Reich