376 U. Rcvolutionsbcwegungen der Jahre 1848 bis 1851. faffnng verständlich genug ausgesprochen, „weil bei der zweiten Lesung die von der Regierung Sr. Majestät in Gemeinschaft mit andern deutschen Regierungen ausgestellten Erinnerungen größtcntheils ganz, ganz unberücksichtigt geblieben" und hinzugefügt: „Anzucrkcnuen sei allerdings die Macht der öffentlichen Mei nung ; wenn man sich ihr aber hingcbc, ohne das Steuerruder fest in der Hand zu behalten, so werde das Schiff nie den rettenden Port erreichen!" Und wat hier angcdcutet war, verkündete eine durch den preußischen Bevollmächtigten Camphausen der Centralgcwalt mitgcthciltc Note vom 28. April mit noch größerer Bestimmtheit, v. Radvwitz war nach Berlin berufen worden. Durch sein ungemei nes Talent und durch seine gewandte, fügsame Natur, die sich in alle Personen und Verhältnisse leicht zu finden wußte, hatte dieser Mann die Vorurthcilc, die ihm als dem Träger und Repräsentanten vormärzlicher Staatskunst beim Eintritt in die Paulskirchc entgegentraten, allmählich besiegt, aber Vertrauen in seine Red lichkeit hatte er sich nie zu erwerben vermocht. Seine Zurückhaltung und sein zweideutiges Benehmen in der Oberhauptsfrage hatte dieses Mißtrauen noch gesteigert; und wenn die Versammlung in seiner Berufung noch einen Schim mer von Hoffnung erblickt hatte, so schien jetzt die Note kund zu geben, daß er gegen die erbkaiserliche Einheitspartei nicht aufrichtiger gehandelt habe, als Schmerling. D« Ank- Nun war der Würfel gefallen! Diese preußische Note und eine frühere O^«ha'nd^n bairische, 'die ebenfalls die Reichsvcrfassung zurückwics und eine Abänderung «-4-' derselben auf dem Wege der Vereinbarung forderte, verschafften der Linken immer mehr das Uebergcwicht. Durch ihren Einfluß war der Beschluß durchgeseht worden, „daß das Präsidium ermächtigt sein solle, zu jeder Zeit und an jedem Orte nach eigenem Befinden der Zweckmäßigkeit Sitzungen anzuordnen, daß auf das Verlangen von hundert Abgeordneten eine außerordentliche Sitzung statt haben und die Zahl von zweihundert Mitgliedern zu einem Beschlusse genügen solle"; durch ihren Einfluß wurde gegen die von der preußischen wie von der hannöverschen Regierung verfügte Auflösung der Ständekammern eine öffentliche Mißbilligung ausgesprochen und die schleunige Vornahme neuer Wahlen gefor dert. Und um den immer dringlicher werdenden Anträgen auf Errichtung einer ^^"R^Mgentschaft" zu begegnen, ließ sich die Versammlung am 4. Mai mit einer Mehrheit von zwei Stimmen zur Annahme eines von Wydenbrugk mit stilistischer und logischer Vollkommenheit formulirten, aber den Rcchtsbodcn überschreitenden Antrags Hinreißen, der den widerstrebenden Regierungen die willkommene Veranlassung zur Abberufung ihrer Abgeordneten bot. Umsonst hatte Beckerath vor diesem übereilten Schritt gewarnt und eine Vertagung ange- rathen; die Umstände schienen ein neues kräftiges Lebenszeichen der Versammlung zu heischen; Beckerath legte daher noch vor der Abstimmmung sein Mandat nieder. Antrag von Der Wydcnbrugk'sche Antrag lautet, nach Aufzählung der Beweggründe: Wyd-nlnugk. „i) ^jc NajjEliMsammlung fordert die Regierungen, die gesetzgebenden Körper