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372 n. Revolutionsbewegungen dcr Jahre 18-18 bis 1851. kratcn helfen nur Soldaten; Adieu". Die Deputation der Frankfurter Natu" nalvcrsammlung, bekümmert über das Fehlschlage» ihrer Hoffnungen, gekränkt durch unfreundliche Worte und im Innersten verletzt über die laue Aufnahme, die ihr allenthalben zu Theil wurde, und wofür nur die wohlwollende Behand lung im Hause des Prinzen von Preußen einigen Ersatz gewährte, kehrte noch etlichen Tagen in die Mainstadt zurück, nachdem sic noch in einer Zuschrift an den Minister von Brandenburg die Erklärung abgegeben, daß die unbedingte Anerkennung der Rcichsverfassung mit der Annahme der Kaiserwürdc unzer trennlich verbunden wäre. „Wie Triumphatoren waren sie ausgezogcn, fast wie versprengte Flüchtlinge kehrten sie zurück". So scheiterte die deutsche Rcichsver fassung, das mühevolle Werk heißer Arbeiten und Kämpfe, und die Hoffnungen der Nation auf Einheit waren abermals in die ungewisse Zukunft verwiesen. König Friedrich Wilhelm IV. hatte die hohe Berufung, sein Herrscherhaus ohne Krieg und Eroberung mit ncucm Glanze zu umgeben und ihm die schöne Be stimmung zu verleihen, Ordner, Gebieter und Erhalter des verjüngten Deutsch lands zu werden, von sich gewiesen. Seine Annahme hätte ivohl den Beitritt der übrigen Regierungen herbeigeführt, sein Ablehnen machte das ganze Unter nehmen scheitern. Abieh. Die Vcrtheidiger der Ablehnung hoben die Mängel und die Unglcichartigkcit einer Beweggründe, durch ein „Compromiß" mit kleiner Stimmenmehrheit entgegengesetzter Partcibestrc- bungcn zu Stande gebrachten Verfassung hervor und tadelten insbesondere das demo kratische Wahlgesetz, als unvereinbar mit einer starken, monarchischen Regierung ; dir Anhänger der Reichsverfassung machten dagegen geltend, daß das Wahlgesetz nicht als integrircndcr Theil der Verfassung angesehen worden; daß von der Begeisterung und Freudigkeit des Volks über die errungene Einheit zu erwarten gewesen wäre, daß die nächsten Wahlen das Gepräge dieser Freudigkeit über den Aufschwung des Vaterlandes an sich getragen und einen Reichstag ins Leben gerufen haben würden, der sich willig der Aufgabe gefügt hätte, in ruhigem Tagen das Berfassungswerk von seinen Män geln und Auswüchsen zu reinigen. Man müsse in bewegten Zeiten auch dem Enthu siasmus des erregten Volkes einige Rechnung tragen, dürfe nicht Alles mit der Wage des Verstandes und der diplomatischen Klugheit prüfen und erwägen. —Der Präsident des Rcichsministeriums soll bei seiner frühem Anwesenheit in Berlin die Versicherung erhalten haben, daß Preußen ablehncn würde, und cs ward ihm daher zum Vorwurf gemacht, daß er dennoch mit seiner Partei auf dem „doctrinären" Wege beharrte. Aber konnte er nicht hoffen, daß die Macht der Verhältnisse, der Ruf des Vaterlandes, der Reiz des wirklich erfolgten Antrags, daß unvorhergesehene Umstände und Einflüsse eine Sinnesänderung bei einem Fürsten erzeugen mochten, dessen erregbare Natur durch äußere Eindrücke sich leicht lenken und bestimmen ließ, und dessen Gemüth für vater ländische Regungen und deutsche Größe so empfänglich war, zumal da durch die vor ausgesetzte freiwillige Zustimmung der übrigen Fürsten seinem Gerechtigkeitssinne nicht der geringste Zwang angethan ward? Ueber die erwähnte Zusammenkunft des Präsi denten der Reichsregierung mit dem König von Preußen in Berlin, spricht sich Ranke im „Briefwechsel Friedrich Wilhelms IV. mit Bunsen" in folgender Weise aus: „Der König hatte so eben starke Acte der Autorität in Berlin ausgeübt und befand sich wohl dabei. Doch schien es noch ein Interesse für ihn zu haben, sich mit der von populäre»