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358 U. Revolutionsbeweguiigen der Jahre 1 848 dis 1851. Majorität sah mehrere ihrer Glieder, darunter auch Welcker und Jürgens den Verfasser des gelehrten Werks über Luthcr's Leden, ans ihrer Mitte scheiden Sic nannten sich die „groß deutsche" Partei und zogen dadurch ihren Wider- sachcrn den ungerechten, mit einer leise verächtlichen Ncdcnbczichung beladene« Namen der „Klcindcutschcn" zu. Der Austritt des,Herrn von Schmer ling, dessen politische Windungen und diplomatische Künste vor der mißtrauisch gewordenen Nationalversammlung keine Geltung mehr sanden, aus dem Reichs Ministerium und die Ucbcrtraguug der ministeriellen Vorstandschaft an Heinrich von Gagcrn bildete einen bedeutsamen Abschnitt in der Lcbcnsthätigkeit der Frankfurter Staatsgewalten. Der Abgeordnete Sim s o n ans Königsberg wer ein würdiger und fähiger Nachfolger Gagern's auf dem Präsidcntensitze dcr Paulskirche. Die „groftdeutschc" Partei, aus den verschiedenartigsten Elcmcutc« zusammengesetzt und in den meisten übrigen Fragen weit auseinandergehend, wurde durch Schmcrliug's Gewandtheit in steter Opposition gegen den Gagern- scheu Plan gehalten. Sie schuf sich später ein Organ in der „Frankfurter Zci> tung", die als Motto den Schlußvers des Arndt'schen Liedes: „Das ganz- Deutschland soll cs sein!" an dcr Stirn trug. Dcr „Pariser Hof" diente ihr als Versammlungsort. Gagnn's Gagern besaß nicht die diplomatische Gewandtheit seines Vorgänger! Schmerling, den er einst in einem Augenblick dcr Uebereilung scinen „Freund' genannt, und der jetzt sein gefährlichster Gegner ward. Aber wo sein Name Banner war, da schlossen sich edle Kräfte an. Seine bedeutende Persönlichkeit sein offenes und gerades Wesen, seine unbestrittene Vaterlandsliebe, seine keck' hafte, deutsche Natur und sein reines, von wahrer Begeisterung gctrageuk- Streben fesselte Alle, die in seine Nähe kamen. Mit gewohnter Aufrichtig^ is. D«bi. stellte er auch sogleich in seinem Programme die österreichische Frage als du Lebensfrage seiner ministeriellen Wirksamkeit hin, indem er, von dem Nichte^ tritt Oesterreichs in den zu errichtende» deutschen Bundesstaat ausgehend, u>U ein Unionsverhältniß zwischen den beiden Reichen Herstellen wollte, wozu durch Unterhandlungen auf gesandtschaftlichcm Wege, die sich jedoch nicht auf du Verfassung des deutsche» Bundesstaates erstrecken dürften, Einleitungen getrost werden sollten. Aber als er die Nationalversammlung um Ermächtigung dieser „gesandtschaftlichen" Verbindung anging, erfuhr er heftigen Widerspruch Ein Mitglied der Linken (Venedey) sprach von einem „Hinauswcrfen" Oest^ reichs, von einer „Theilung" Deutschlands, die an Schmach der Thciluug Pole«- glcichkäme. Und damit nicht der Vorwurf dieser „Thciluug" auf Oesterreich falle, begab sich Schmerling über die Weihnachtsferien nach Wien und OluA um andere Ansichten, als das Ministerprogramm von Kremsier aufgestellt, Geltung zu bringe«. Zum Bevollmächtigten Oesterreichs bei dcr Centralgen^' ernannt, erschien der gewesene deutsche Ministerpräsident, der indessen vor sci^ Wiener Wählern in einer merkwürdige» Rede das Bekenntnis; abgelegt, d«k