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nachdem sie hier unter allerlei bezeichnenden Cercmonic» eine ans Lehm gcknctclc Puppe, den Minister Schwarzer darstellend, feierlich begraben und zwei Sich»' heitswachcn mißhandelt hatten, schickten sic sich an, mit Fahnen und mit« lärmendem Geschrei in die Stadt cinzuziehcn. Aber hier stießen sie auf ein- Abtheiluug Nationalgardcu; aus einigen Neckereien und Stcinwürfen entstand ein blutiger Kampf, in Folge dessen sechs Arbeiter getödlct und mehrere ver wundet wurden. Viele Verhaftungen, die Einstellung der öffentlichen Arbeiten und die Selbstauslösung der Sicherheitsausschüsse waren die nächsten Ergebnisse dieses Kampfes, den die Bürger selbst ohne militärische Beihülfe zur Erhaltung "^dcr öffentlichen Ordnung bestanden. — Einige Wochen später ereignete sich ein neuer Tumult, als ein Gcwerbverein, der sich eigenmächtig gebildet hatte, eine Menge von Actien ausgab, welche, da der Verein durchaus keine Garantie bot. bald allen Credit verloren, wodurch die aus geringen Gcwcrbleuten bestehenden Besitzer ihre Einlagen cinbüßtcn. Trotz einer beruhigenden Bekanntmachung des Ministers Doblhoff, in welcher eine Untersuchung und Ausgleichung in Aussicht gestellt war, gestaltete sich die Aufregung zu einem drohenden Aufstand, der von den Demokraten und der Studcntenlcgion zur Wiederbelebung des Sicherheils ausschusses und zur Aenderuug des Ministeriums benutzt werden sollte. Abel die ernste Haltung des von der Regierung zum Schutz herbeigezogeuen Militärs vereitelte das Vorhaben. Die Erhebung, während welcher der Reichstag ohne Unterbrechung getagt hatte, blieb ohne nachtheilige Folgen, und zur Erleichterung des Gcwcrbstandes wurde dem Ministerium ein Credit von zwei Millionen bewilligt. Die Vorgänge in Ungarn warfen die Hauptstadt des österreichischen Kaiser reichs in eine furchtbare Gährung. Schon lange hatte Jellachich, der Ban von Kroatien, insgeheim unterstützt vom Hof und von der Regierung, die Magyaren bekriegt. Der Reichstag, wo die Czccheu und andere Slaven den Ungarn feindlich gesinnt waren, hatte die magyarische Deputation, die seine Vermittelung nach' suchte, abgewicsen; durch aufgefangeue Briefschaften war die Verbindung des Kriegsministcrs Latour mit dem Bau au Tag gekommen; der als kaiserlicher Commissar und Oberbefehlshaber nach Ungarn geschickte Graf Laniberg wurde z. O-ttr. auf der Brücke von Buda-Pesth von dem rasenden Pöbel ermordet. Da erfolgte 28- TspA- das kaiserliche Kricgsmanifest, und ein Theil der Wiener Truppen erhielt Befehl zum Abzug nach Ungarn. Dies gab Veranlassung zu einer Erhebung, die alle frühem Auftritte an Umfang und Wuth weit überbot. Die Wiener Bevölkerung, voran die Studentenlegion, die Zöglinge der polytechnischen Schule und viele Nationalgarden suchten den Abmarsch der Truppen gewaltsam zu hindern; die s. o-tbr. Eisenbahn wurde theilwcise zerstört, einige Kanonen wurden erobert und ein blutiger Kampf eröffnet, bei dem ein General und einige Offiziere und Sol daten das Leben verloren. Die demokratischen Clubs entwickelten eine furchtbare Thätigkeit; die Arbeiter und die ganze niedere Volksmasse stürmten durch die