IV. Die deutschen Verfassungskämpfe. 337 worin der Prinz von Preußen in eine Linie gestellt ward mit dem badischen Freischaarenführcr. Ein stürmischer Tumult folgte dieser Acußerung; unter Lärmen und Toben wurde der Ordnungsruf von der einen Seite gefordert, von der andern verwehrt; die Sitzung mußte aufgehoben werden. Und als am fol genden Tag der verweisende Ordnungsruf von dein Vorsitzenden ausgesprochen wurde, wiederholte sich die Aufregung und der Tumult dergestalt, daß sich der Präsident genöthigt sah, die Sitzung auf kurze Zeit auszusctzen und die lärmende Gallerte räumen zu lassen. Diese Scene ließ in den Preußen einen Stachel zurück, so sehr auch die Versammlung durch ihre Haltung und Abstimmung ihre Miß billigung zu erkennen gegeben. Nur als zehn Tage später der Reichsverwescr und etwa die Hälfte der Nationalversammlung zu dem Dombaufeste nachp^^ftst Köln reisten und dort mit dem König von Preußen zusammentrafen, verdrängte die Begeisterung für Deutschlands künftige Größe auf einige Zeit das Gefühl des Particularismus aus Aller Herzen. Die von einer jubelnden Volksmenge begrüßte Rheinfahrt und das darauf folgende Fest war der schönste und hoff nungsreichste Zeitpunkt. König Friedrich Wilhelm unterließ jedoch nicht, den Abgeordneten in eindringlicher Weise in Erinnerung zu bringen, daß cs noch Fürsten in Deutschland gebe und er einer derselben sei. Den höchsten Grad erreichte die Verstimmung zwischen Frankfurt undD^W^n- Berlin, als die Nachricht laut ward, daß die preußische Regierung bei der ihr Mcams. überlassenen Rcgulirung der schlcswig - holsteinischen Sache mit Dänemark die dabei ausgesprochene Erwartung der Versammlung, „daß bei dem Friedens abschlusse das Recht der Herzogtümer und eben damit die Ehre Deutschlands werde gewahrt werden", nicht erfüllt habe; daß vielmehr der am 26. AugustAAug. abgeschlossene Waffenstillstand von Malmö unehrenhafte und nachteilige Bedingungen enthalte, indem darin alle seit dem 17. März erlassenen Gesetze und Verordnungen in Schleswig-Holstein aufgehoben, die provisorische Landesver waltung durch eine neue von Preußen und Dänemark gemeinschaftlich ernannte Regierung von vier Männern ersetzt und die schlcswig'schcn Truppen von den holsteinischen getrennt worden seien. Und was den Unwillen noch vermehrte, war die Kunde, daß Graf Karl Moltke, der eifrigste Verfechter des dänischen Ge- sanuntstaats, an die Spitze dieser provisorischen Regierung und der vereinigten Herzogtümer treten sollte, und die Wahrnehmung, daß in dem Vertrage von der Frankfurter Centralgcwalt keine Rede sei, sondern Preußen im Namen des „deutschen Bundes" gehandelt habe. Als dieser Waffenstillstand in der Natio nalversammlung zur Sprache kam, war es nicht allein die Linke, die sich der n e-ptbr. Bestätigung widersetzte, sondern die erste Stimme des Widerspruchs ging von dem rechten Ccntrum, ging von Dahlmann aus, welcher der schlcswig'schcn Sache „die besten Kräfte der Jugend, die Treue eines Menschenalters gewidmet" und der jetzt mit Worten der Wehmuth an die Rechte Schleswigs, an die Ehre Deutschlands erinnerte und auf Verwerfung des Waffenstillstandes durch Weber, W-ltgeschichle. XV. 22