Volltext Seite (XML)
IV. Die deutschen Versassungskämpfe. 333 Abrede stellte», ließen sie Raum für verschiedenartige Auffassungen und Be strebungen. Der „Würtemberger Hof" diente dieser hauptsächlich aus schwäbischen und bahcrischcuAbgcordnetcn (Römer, Fallmerayer, Eisenmann u. A.) bestehenden Partei, zu der sich auch von W y d c n b r u g k aus Weimar hielt, zum Versammlungsort. Später trat eine abermalige Spaltung ein, wobei dann die „Wcstendhall" die der Linken zunächst stehenden (Raveaux aus Köln) faßte, indcß sich die Andern im „Augsburger Hos" versammelten. Das rechte Ccntrum, auch die „Ga gern'sche Partei" genannt, erkannte in dem Gedanken der „Souve- ränetät der Nationalversammlung eine tiefbercchligte Idee", welche aber die Mitbercchtigung der Regierungen nicht ausschlicße; ihr Ziel Ivar „die aufrichtige Herstellung constitutionell-mvnnrchischer Institutionen" und die „Hinüberlcitung der vaterländischen Zustände von dem revolutionären Boden auf den Boden des Rechts". Zu dieser großen Partei, die bei den Abstimmungen gewöhnlich den Ausschlag gab, gehörten viele patriotische, für Deutschlands Größe, Einheit und Freiheit begeisterte Männer, wie Dahlmanu, Gervinus, Arndt, Beseler, Bassermann, Jacob Grimm u.A.m. Auch Welcker hielt sich meistens zu ihnen. Nach dem 18. März trennte sic sich in zwei Hälften, wovon die eine mehr nach Links gehend im „Landsberg", die andere im „Casino" ihren Vereiniguugs- ort hatte ; doch waren sie in allen wichtigen Fragen in Uebereinstimmung. Am 4. Juli begann die „Bcrathung über die Grundrechte des deutschen D^Gmn». Volks", eine Berathung, die von vorn herein als zweimalige festgesetzt, einen langen Zeitraum cinnahm und von Ereignissen mannichfacher Art gestört und unterbrochen wurde. „Das Volk im vorläufigen factischen Besitze der aus gedehntesten Frcihcitsrechte, fand sich gelangweilt durch die theoretischen Be mühungen seiner Vertreter, diese Rechte sorgfältig zu registrireu." Diese „Lange weile und Ungeduld" des von einer wühlerischen Partei stets in Athen, gehaltenen Bolks bestimmte einige Mitglieder, ein abgekürztes und beschleunigtes Verfahren ZU empfehlen; dein widerstand aber die deutsche Gründlichkeit und Bedächtigkeit. Indem sich Niemand des Redens begeben wollte, wurde die zur Begründung neuer Zustände geeignete Zeit vergeudet und das Werk allzusehr in die Länge gezogen, so daß, als zuletzt die Grundrechte zur Vollendung gebracht und als herrliche Errungenschaft dem deutschen Volke in zahllosen Vervielfältigungen mitgetheilt wurden, die unterdessen wieder zu Macht gelangten Regierungen die Einführung derselben verzögern oder gar versagen konnten. Diese Grundrechte, mag auch einzelnes darin enthalten sein, Ivas das Gepräge der sturmbewcgten Zeit an sich trägt und der Gerechtigkeit, der Billigkeit oder dem Herkommen zu nahe tritt, entfernten oder ermäßigten die Schranken und Hemmnisse, die bisher der persönlichen Freiheit und Unabhängigkeit im Wege gestanden; sic begründeten die Rechtsgleichheit aller Deutschen durch Aufhebung ständischer Bevorzugungen, gewährten Sicherheit gegen richterliche und polizeiliche Ucbcrgriffc, stellten das freie Vereins- und Vcrsainmlungsrecht außer Frage, entzogen die Presse jeder