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318 II. Rcvoluti onsbcwegu ngen der Jahre 1848 bis 1851. Pöbel im Barrikadenkampf unterdrückte und, Ivie vor fünfzig Jahren die Königin Karoline, die wohlhabende Bevölkerung seiner Hauptstadt der Mord- und Raub- sucht wütheudcr Lazzaronihorden preisgab, da wurde das Tafeltuch zwischen den beiden Theilen des Königreichs vollends zerschnitte». Der Staatsstreich des rachsüchtigen Monarchen und in Folge davon die Rückberufuug der neapoli tanischen Armee aus den Reihen der Unabhängigkeitskämpfcr verwandelte den Faro in einen land- und völkertrcnncndcn Mcercsarm. Es war nur eiu heuch lerisches Spiel, iveun der König in einer Proclamation von einem Kampf der Nothwchr sprach und das Fortbestehen der Constitution versicherte; in Wirklich keit fiel das Königreich Neapel wieder in die alte Knechtschaft zurück. Ein Auf- slandsversuch calabresischer Liberalen wurde in Blut erstickt; und als im Juli wieder eine geringe Anzahl von Abgeordneten zusammentrat, wurden sie von dem Minister Bozzelli beleidigt, verhöhnt, bedroht nnd im Herbst von dem König die Sitzungen geschlossen. Im nächsten Frühjahr erfolgte die Auflösung und bald waren alle Liberale und Patrioten denselben Bedrückungen und Ver folgungen ausgesetzt wie iu früheren Jahren. Das leichtsinnige, ungebildete und kraftlose Volk von Neapel duldete das harte Joch des Militärdespotismus und einer reaktionären Camarilla; aber Sicilien beharrte um so fester bei der Aus schließung der Bourbonen und schritt, nachdem die neue Verfassung rasch in demokratischem Sinne revidirt worden, zu einer neuen Königswahl. Nach vielen Vorschlägen, in die sich auch das Ausland einmischte, vereinigten sich die höchsten Staatsgewalten, die Regierung, Senat und Communen zu dem Beschluß, den zweiten Sohn Karl Albcrt's, Prinz Albert Amadeus von Savoyen, Herzog von n.zuli 1848. Genua zum constitutionellcn König von Sicilien zu berufen. Doch war damit das Schicksal der schönen, unglücklichen Insel noch nicht erfüllt, das blutige Drama noch nicht ansgespielt. Die Nachricht von der Wahl gelangte in das königliche Lager, als bereits der Stern der italienischen Armee im Sinken war. Karl Albert lehnte daher die Krone für seinen Sohn ab, um nicht auch noch Frankreich oder England gegen sich zu reize». Ferdinand aber schwur, er werde die Integrität seines Königreichs zu wahreu wissen, und traf Anstalten, von der Citadclle von Messina aus, wo eine starke neapolitanische Besatzung, mit reich lichem Geschütz versehen, Stadt und Hafen beherrschte, die Insel zu unterwerfen. Nun erhob sich ein gräuclvoller Bürgerkrieg mit allen Scencn wilder Barbarei, patriotischen Heldenmuthes und fanatischer Leidenschaft. General Filangieri, '-s-S-ptbr. ei» energischer Militär aus Murat's Zeit, ließ Messina bombardiren, so daß Tausende von Leichen in den Straßen lagen, viele Häuser iu Brand geriethcn und der größte Theil der überlebenden Einwohner Schutz und Rettung auf den fremde» Schiffe» im Hafen suchte. Von der Zeit au bezeichnete man Ferdinand H. als „König Bomba". Nach einiger Zeit kam unter französischer und englischer Vermittlung eine Waffenruhe zu Stande, während welcher der östliche, durch eine Demarcationslinie begrenzte Theil der Insel mit Messina den Neapolitanern