III. Zug der Revolution durch Europa. 315 entsetzlichsten Gräuclthaten trieb, erlagen die Insurgenten der Tapferkeit der preußischen Truppen. Auch an Englands aristokratische Naüonalvcrfassung wagte sich der und demokratische Zeitgeist. Aber die durch französische Aufwiegler hcrvorgerufcne Aufregung und einzelne Volkstumultc in den Fabrikstädtcn waren ohne ernste Folgen. Eine große Versammlung und Demonstration der englischen Chartisten ging ruhig vorüber und ein Aufstand in Irland wurde, wie früher bemerkt (S. 193), mit leichter Mühe unterdrückt. England sowohl als Belgien (wo eine Schaar französischer Emissäre, die dem Nachbarlande das republikanische Glück Frankreichs bringen wollten, bei ihrer Ankunft verhaftet wurde) gaben de» Beweis, daß nur die Regierungen stark sind, die im Volke selbst ihre Wurzel und Kraft haben, daß dagegen Zwiespalt zwischen Obrigkeit und Unterthanen das Staatswesen schwächt und der Anarchie Thür und Thor öffnet. 2. Italiens Wechselfälle. Die Februarrevolution trieb diejenigen Staaten, in welchen die kriegerischen und revolutionären Erhebungen bereits im Gange waren, zu erneuten An strengungen, und brachte in anderen, wo die Aufregung noch nicht zur Action gediehen war, die gährenden Elemente zum Ausbruch. In der Schweiz wurde die monarchistisch gesinnnte conscrvative Regierung von Neuenburg, die sich während des Sonderbundkricges geweigert das bundesgemäße Contingent zur eidgenössischen Armee zu stellen, durch eine bewaffnete Demonstration der Repub likanisch-gesinnten, zur Abdankung genöthigt und eine provisorische Regierung eingesetzt, welche eine von einem Verfaffungsrath entworfene republikanische Constitution einführte und ohne Rücksicht auf die alten Rechte Preußens und die bisherige Doppclstcllung des Landes den Canton der Eidgenossenschaft cinvcr- leibte. In Italien traten die Bestrebungen nach Unabhängigkeit und nationaler Einigung, die schon lange in der Literatur aufgetaucht, au die Oberfläche und weckten die revolutionären Geister. Als Karl Albert, König von Snrdinien-Pie- niont, ohne eigentliche Kriegserklärung sein Heer in das Mailändische cinrückcn lieh und das Schwert gegen Oesterreich zog, wurde die ganze Halbinsel von einer kriege rischen Bewegung erfaßt. Nicht blos die italienischen Regierungen wurden durch die Macht der öffentlichen Meinung fortgerissen, ihre Truppen zu entsenden und konstitutionelle Verfassungen zu gewähren; auch bewaffnete Freischaaren rückten in großer Menge ins Feld, so daß das ganze Apenninenland wider Oesterreich unter Waffen stand. Bald machte sich eine doppelte Strömung der Ansichten und Tendenzen bemerkbar: während Mazzini und seine Genossen zu einem Volks krieg und zu republikanischen Einrichtungen drängten, suchten die Gemäßigteren die nationale Unabhängigkeit unter dem Kreuze Savoyens, im Anschluß an den