300 u. Revolutionsbewcgungen der Jahre 1848 bis 1851. bevölkerung, bei den Barrikaden; in den Tuilerien kannte inan sich nicht über das neue Ministerium einige». Da geschah es, daß gegen zehn Uhr eine Volks- mässe mit Fahnen und Fackeln singend und lärmend über die Boulevards zog. Vor dem Ministerium des Auswärtigen hielt sic still und forderte die Beleuchtung des Gebäudes. Die Truppen suchten das weitere Vordringen zu hemmen; der befehligende Oberst wurde von dem bärtige» Fackelträger gröblich i»sultirt. In dein Augenblick fiel ein Schuß, so wurde damals allgemein erzählt, und ver breitete unter dein vor dem Hause ausgestellten Militär die Meinung, es würde angegriffen. Es erfolgte plötzlich eine Salve auf die Menge und zwcinndachtzig stürzten todt oder verwundet zusammen. Eine unaussprechliche Wuth ergriff das Volk. Man belud einen großen Karren, der vorübcrsuhr, mit Leichnamen und durchzog mit Fackelschein unter dem Ruf: „Vcrrath! Rache! man mordet unsere Brüder! Zu den Waffen!" die Straßen der Hauptstadt. Um Mitternacht wurde die Sturmglocke von Notre-Dame geläutet und am Morgen des 24. Feb ruar war ganz Paris durch Barrikaden abgesperrt, das Stadthaus in den Händen der Aufständischen. Umsonst nahm jetzt der König seine Zuflucht zur Lücken und berief Thiers, Odilon Barrot, Duvergier de Haurannc, Marschall Bngeaud u. A. ins Ministerium. Es war zu spät! Ihre Aufforderungen zur Ruhe fanden kein Gehör, ihre Verheißungen keinen Glauben. „Der König betrügt Sie!" schallte es aus der Menge; „Bugeaud will uns kartätschen." Der Sieg neigte sich immer mehr auf die Seite des Volks, die Linientruppen fielen zum Theil ab, zum Theil wurden sie überwältigt; die Nationalgarde, unter General Lamoriciere's Oberbefehl gestellt, wirkte nur abwehrend, weigerte aber den Kampf gegen das Volk. Eine Compagnie der Municipalgarde, welche das Palais Royal vertheidigte und die Waffen nicht nicderlegen wollte, wurde nach einstündigem mörderischen Gefechte fast bis auf den letzten Mann niedergemacht. Die Männer der „Refonne" verbreiteten einen Aufruf des Inhalts: „Louis Philipp läßt das Volk zusammenschicßen wie Karl X. Schicken wir ihn seinem Vorgänger nach!" köniA"" Da Louis Philipp seine Täuschung und seine Gefahr ein. Er dankte mm-^pr°v. ab zu Gunsten seines Enkels, des Grafen von Paris, ernannte die Herzogin von Orleans zur Regentin und eilte um Ein Uhr, als auch dieser Act keine Wirkung hatte und die empörten Schaaren immer drohender gegen das Schloß vordrangen, mit seiner Gemahlin durch eine Hinterpforte über St. Cloud und Dreux dem Meere zu. Mehrere Tage irrte das königliche Paar unerkannt an der Küste umher, ehe es mit Sicherheit nach England segeln konnte, wohin nach manchen Gefahren auf verschiedenen Wegen auch die übrigen Glieder der Familie gelangten. Sie nahmen ihren Aufenthalt in Schloß Claremont, einem Landsitz des Königs von Belgien. Die Herzogin von Orleans hatte, von Nemours begleitet, mit ihren beiden Kinder» Schutz in der Deputirtcukammer gesucht; allein der Andrang bewaffneter Schaaren und der drohende Rus nach einer Re publik nöthigte sie zur Flucht. Unter unzähligen Gefahren und Todesängsten,