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298 H. RcvoIutionsbcmcguugcn der Icihrc 1 8 4 8 bis 1 8 5 1. Diktatur erkauft, die um so gefährlicher ist, als sie uutcr dem Namen der Ver fassung erkauft ist, wenn Frankreich erröthcn muß über seine amtlichen Laster, wenn cs die Nation dcmüthigcn läßt durch die Unredlichkeit der öffentlichen Gewalten: es wurde stürzen dieses Königthum, dessen könnt ihr sicher sein; cs würde stürzen nicht in seinem Blnte, wie das von >789, sondern in seiner eigene» Schlinge. Und nachdem wir die Revolution der Freiheit und die Gegenrevolution des Ruhmes gehabt, werden wir die Revolution des öffentlichen Gewissens, die Revolution der Verachtung haben." Zugleich trafen die Republikaner in Paris, welche die „Jahrcszeitengesellschaft" wieder ins Leben gerufen, in aller Stille ihre Vorbereitungen für den Fall eines Umschlags. Sie erhielten die Parole aus dem Bureau des von Flocon redigirtcn socialdemokratischcn Journals „Rcforme", wo Ledru-Rollin und Louis Blanc das entscheidende Wort führten. Die Vor gänge in Italien und der Schweiz, wo die Sympathien des französischen Volks mit der von der Regierung befolgten Politik im entschiedensten Widerspruch stan den, vermehrten die Aufregung und riefen immer neue Festmahle und kühnere Demonstrationen hervor. 28. Dttbr. Unter dieser Stimmung sand die Eröffnung der Kammer statt, und die D«Ad«ß. Opposition beschloß zugleich, iu Paris selbst eiu solches Reformbankett zu ver anstalten und ihm, als Ausdruck der Volksgesinnung, eine besondere Bedeutung zu geben. Dies suchte die Regierung zu hintertreiben. Die Thronrede sprach von einer „Bewegung, die durch feindliche oder blinde Leidenschaften angefacht werde", und ein verjährtes Gesetz vom Jahre 1790 mußte einem Verbot aller künftigen Reformbankette als Grundlage dienen. Diese Verletzung des sogar unter der Restauration geachteten Vereinsrcchts und die Rückkehr auf ein Gesetz, das seit der Einführung des napoleonischen Gesetzbuches außer Kraft war, erregte großen Unwillen und erzeugte die Ansicht, daß man durch juristische Chicanen die constitutionellen Rechte zu vernichten trachte. Die Discussioncn über die Adresse auf die Thronrede waren daher äußerst lebhaft und stürmisch. Man beschuldigte Guizot des Aemterverkaufs, man rügte die richterliche Parteilichkeit gegen die Oppositionspreffe, und Thiers unterwarf die Politik gegen die Schweiz wo man die Jesuiten beschützt, mit Oesterreich ein Bünduiß geschlossen und das seit Jahrhunderten befreundete helvetische Volk verstoßen und verrathen habe, einer scharfen Kritik. Er nannte die Haltung des Cabinets die lebendige „Contre- Rcvolution". In gleichem Sinne sprach Lamartine: „Seit Ihr Euch in Spanien eingelassen, ist Frankreich, im Widerspruch mit seinen Traditionen und seinen Interessen, ghibellinisch in Rom, kirchlich in Bern, österreichisch in Piemont, russisch in Krakau gewesen, französisch nirgends, contre-revolutionär überall." Dennoch konnte sich die ministerielle Partei den Triumph nicht versagen, in die Antwortsadresse eine tadelnde Rüge einzuflechten „gegen die Wühlereien, welche feindliche Leidenschaften oder blindes Sichfortreißcnlassen jeiitruinemeiits) her vorriefen", und trotz des heftigen Widerstandes der Linken durchzusetzen.