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294 L. Rcvolutionsbewegungcn der Jahre 1 848 bis 1851. Verfassung zu schaffen und alle künftigen Sondcrbundsbcstrcbungcn und Auf- lösungstcndcnzcn unmöglich zu machen. War es doch kein Gchcimniß, das; non den Congrcßmächten die Frage einer Theilung der Schweiz, wie sie einst in der Republik Polen in Scene gesetzt worden, in Uebcrlcgung genommen ward, ein Gedanke, dem der vatcrlandslose Ultcamontanismus „zur größeren Ehre Gottes" Vorschub zu leisten bereit schien. D» SE,. Gegen alle Erwartung und gegen die sonstige Art eines Bürger- und Rcli- 4.N°vbr. -gionskriegs war der Kampf schnell vorüber. Eine Bundcsarmee von 100,000 ' ^"iri Mann mit 260 Geschützen, unter dem Oberbefehl des erprobten Generals Dufour von Genf, eines allgemein geachteten wissenschaftlich gebildeten Mili tärs von gemäßigten Grundsätzen und vaterländischer Gesinnung, eroberte unter geringem Widerstand zuerst Freiburg, und alsdann, nach einem glücklichen Ge fechte gegen das verschanzte Lager des Obersten Ulrich von Salis-Soglio bei Mcyerskappcl und Gislikon, auch die Stadt Luzern, worauf die andern Kantone sich sreiwillig unterwarfen und sich den Beschlüssen der Tagsatzung fügten. Die Uebernahme der Kriegskosten und die Aenderung der Kantonalregierungcn waren nebst der Auflösung des Sonderbundes und der Ausweisung der Jesuiten die wichtigsten Friedensbedingungcn. Dieser rasche Ausgang machte die drei Groß mächte, Oesterreich, Frankreich und Preußen, die schon über eine gemeinsame Vermittelung oder Intervention übcreingekommen waren und zum Theil heim lich die Verbündeten mit Geld und Waffen unterstützt hatten, nicht wenig be troffen. Sie hatten sich die Widerstandskräfte der sieben Kantone viel beträcht licher vorgestellt als sie in Wirklichkeit waren. Auch mochte das Bewußtsein, gegen die rechtmäßige Obrigkeit die Waffen ergriffen zu haben, die Thatkraft und Entschlossenheit der Aufständischen lähmen. Guizot's Courier fand den Sonderbund, dem er Depeschen überbringen sollte, bereits gesprengt und die Häupter desselben auf der Flucht nach Italien. Er eilte ihnen über die Alpen nach und gab dadurch den Gegnern reichen Stoff zum Witz und Spott. Diese Politik Guizot's, der bei Besetzung Krakau's erklärt hatte, daß er die Wiener Verträge für vernichtet ansehe, und der jetzt dennoch dieselben Wiener Verträge zu Gunsten des Jesuitismus gegen die Liberalen und Radicalen geltend machte, war das Grab des Julikönigthums. Nur England befolgte in der Schweiz wie in Italien eine volksthümliche Politik. Lord Palmerston zeigte sich zwar nicht abgeneigt, einem in London abzuhaltenden Congreß der Großmächte die Ver mittelung anheimzugcben, aber er protestirte von vornherein, daß man das Bei spiel von Krakau in der Schweiz wiederhole, und erklärte, daß „die vollständige Entfernung der Jesuiten von allen Theilen des eidgenössischen Gebietes" die Grundlage jeder Vermittelung bilden müsse. Als der englische Gesandte in Bern, der jüngere Robert Peel, seinen Wünschen nicht ganz entsprach, beauftragte er den erfahrenen Staatsmann Sir Stratford Canning bei dessen Rückkehr nach dem Orient durch die Schweiz zu reisen und der eidgenössischen Regierung mit