Volltext Seite (XML)
290 R. Revolutionsbewegungeu der Jahre 1848 bis 1851. Heimlichkeit um so stärker. Die gleichzeitigen Vorgänge in Baiern, wo ein Volksaufstand die Entfernung der königlichen Mätresse Lola Monte; erzwang, die Mißrcgierung in Kurhessen, die Unzufriedenheit in Hannover über die Auf« Hebung der Verfassung, diese und andere Erscheinungen, die uns ans früheren Blättern bekannt sind, hatten die Wirkung, daß eine allgemeine Gährung die deutschen Lande durchzog, die tiefe politische Bewegungen in Bälde erwarten ließ. Schloß doch ein Gedicht Herwegh's mit dem Ausruf: „Die Fahne der Empörung trägt der Poet voran!" a°nfksfi°mlle Gleichzeitig mit diesen Erscheinungen warfen die Vorgänge in der Schweiz dn Schw-ij. einen mächtigen Zündstoff in die aufgeregten Gcmüther. lieber ein Jahrtausend war die katholische Schweiz an das Bisthum Constanz geknüpft gewesen. Bei der neuen Gestaltung der Dinge nach Napoleon's Sturz wurde sie unter einen vom Papst unmittelbar ernannten Generalvicar gestellt, der bald in Luzern, bald in Schwyz seinen Sitz hatte und in dessen Gefolge die Jesuiten in Freiburg und Wallis einzogen und vielbesuchte Erziehungsanstalten gründeten. Die Juli revolution verkümmerte den Ultramontanen den Sieg; die demokratischen Ver fassungsänderungen , welche die Conservativen aus ihrer bisherigen Machtstel lung drängten, waren auch der Hierarchie entgegen. Auf der Couferenz zu 1S34. Baden beschloß die Partei des Fortschritts, die in den meisten Kantonen die Oberhand hatte, daß die Kirche unter die Aufsicht des Staats gestellt, freie Na tionalerziehung eingeführt und die Klöster zu gemeinnützigen frommen Zwecken beigezogen werden sollten. Selbst das katholische Luzern, wo die Liberalen im Regiment saßen, stimmte für die Beschlüsse. Ungeachtet der Protestation der römischen Partei gegen die Badener Uebereinkuuft, nahmen nun mehrere ge mischte Kantone, namentlich die radicale Regierung des Aargau, die Verwal tung des Klostcrguts in die eigene Hand, und als deshalb im letzteren Kantone die katholische Partei einen Aufstand erhob, um die im Sinne der Badener Ar tikel abgeänderte Verfassung umzustürzen, benutzte die Regierung diese Gelegen heit, die acht Klöster, darunter das reiche Muri, die Stiftung des Hauses 20. Ä>>. Habsburg, „als Sammelplatz des Aufruhrs", durch einen Beschluß des großen Rathes „für allgemeine Zwecke des Unterrichts und der Wohlthätigkcit" in Be schlag zu nehmen. Den Mönchen und Nonnen wurden Leibrenten auf Lebens zeit zugcsichert. Dieses Vorgehen der Radikalen im Aargau reizte den confessio- nellen Eifer der Römischkatholischen. In Luzern bildete sich unter der Leitung eines reichen Bauers, Leu von Ebersol, ein Verein von Ultramontaneu zu dem Zweck, der Fortschrittspartei die Herrschaft zu entreißen. Die Seele des Vereins war Siegwart-Müller, ein vom Radicalismus abgefallener studirter Mann von Talent und vielseitigen Kenntnissen. Ihm zur Seite stand Bern hard Meyer, ein kluger Gesinnungsgenosse mit staatsmännischen Anlagen- Durch demagogische Umtriebe unter der Landbevölkerung gelang es ihnen, in Mai 1841. Luzern eine Verfassuugsrevision durchznseßen, wodurch die liberale Regierung