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12 Zwischen zwei Revolutionen. die Eigeuthümlichkcilcn derselbe» anzueigncn und ihre Art oufgehen zu lassen, stehen die Slaven überall in feindseligem Haß den fremden Nationalitäten gegenüber. Ein Versuch der böhmischen Czechen, mittelst einer blutigen Re volution sich des deutschen Einflusses zu erwehren und die Herrschaft des Lande in die eigenen Hände zu nehmen, endete mit ihrer Niederlage. Seitdem standen sie der österreichischen Regierung in leidenschaftlicher Opposition gegen über. Die weitverzweigte Verbindung der Panslavisten sucht unter den verschie denen slavischen Stämmen aller Länder das Gefühl des gemeinsamen Ursprungs und der gemeinsamen Interessen lebendig zu erhalten und Alle sür das große Ziel, nationale Einheit, zu begeistern. Der Panslavismns dient in manchen Ländern der russischen Politik als Träger und Förderer ihrer Interessen, in an dern ist er der Gegenstand ihrer Furcht, ihres Mißtrauens und ihrer Verfol gung. Doch befreundete sich das Moskowiterthum mehr und mehr mit dieser Bewegung und wußte in Galizien und in den Donaufürstenthümeru durch das Gefühl der Stammes- und Religionsgemeinschaft die Sympathien der slavischen Bevölkerung für sich zu erwecken. Die Russen und die meisten slavischen Völker bekennen sich zur griechisch-katholischen Kirche und halten ihren Gottesdienst in der Landessprache ; die Polen dagegen gehören zur römisch-katholischen Kirche, welche den Papst als sichtbares Oberhaupt verehrt. Durch den Eifer der polnischen Propaganda und die Geschäftigkeit der Jesuiten wurden im Laufe der Zeit mittelst Zwang und Verführung viele Slavens vorab unter den Ru- thenen oder „Klein-Russen" in Galizien, im nördlichen Ungarn und in Süd rußland der römischen Kirche als „unirte Katholiken" zugesührt. Der rüstige Magyaren. Magyar herrscht in Ungarn, namentlich in den fruchtbaren Niederungen ost wärts der Theiß. Ein streitbares Reitervolk, haben die Magyaren auch in den Zeiten, wo mildere Sitten ihren Einfluß übten, die kriegerische Kraft, den un gebändigten Freiheitssinn und das bei ritterlichen Völkern meistens einheimische Feudalwcsen bcibehalten. Als Eroberer des fruchtbaren Pannoniens sprachen sie die Herrschaft über die andern Bewohner germanischen und slavischen Ur sprungs au und wollten die einst von ihnen bezwungenen Völkerschaften an den südlichen Grenzmarken, die Slavonier, die Kroaten nnd das zahlreiche Völker gemisch verschiedener, besonders slavischer Abstammung (Serben, Rutheneu, Walachen u. a.) im Banat und an den Usern der Donau nicht als gleichberech tigte, sondern als unterworfene behandeln. Stolz auf ihre Abstammung und Nationalität, bewachten die Magyaren neidisch ihre Stammcigenthümlichkeiten, ihre Sprache, ihre Sitten und Einrichtungen; ja, um vom Auslande unabhängig zu sein und die Landesindustrie zu heben, bildeten sich Vereine, mit der Verbind lichkeit, zu Nahrung, Kleidung und häuslichen Bedürfnissen sich nur einheimischer Erzeugnisse zu bedienen. Standhaft und muthig verfochten sie ihre angestammten Rechte und Freiheiten, aber weniger gerecht als tapfer und herrschsüchtig ver sagten sie die Güter, die sie für sich so entschieden in Anspruch nahmen, den