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I. Weltlage. Socialismus. Religion und Kirche. 11 Fortbestand der Union mit Dänemark gewährte das von Christians Nachfolger Friedrich VII. (seit 23. Januar 1848) gebotene Geschenk einer freisinnigen gemeinsamen Verfassung mit Dänemark keinen genügenden Ersatz. In dem Apenuineulande gewann die schon unter der französischen Herrschaft durch den zial.-n. Carbonari-Bund verbreitete Idee eines einheitlichen Italiens immer mehr An hänger und fcstcrn Bestand, namentlich seit der Gründung des „jungen Ita liens", eines nationalen Vereins, der unter dem Einfluß des gewandten, kühnen Mazzini stand. Italiens Einheit, sei es als Monarchie unter einem eingebornen Fürsten, sei cs als Bundesstaat mit republikanischer oder monarchischer Verfas sung der Einzclstaatcn, war die Losung des Tages und Haß gegen die „Deut schen" jOesterreichcr) der Inhalt aller Reden, das Ziel aller Demonstrationen. In den scandinavischen Reichen, Schweden, Norwegen, Dänemark, waren (außer dcn dcntschen Schleswigern) keine fremden Elemente zn bekämpfen, dagegen rührte sich daselbst, eine scandinavische Partei, die, aus Studenten nnd lebhaften jungen Männern bestehend, eine Vereinigung der Reiche zu einem großen Staatsganzcn anstrebte. Die heftigsten Nationalkämpfe fanden im Osten statt, wo verjährtes Unrecht und jahrhundertelanger Druck die Leidenschaften reizte, wo nicht überall die Kraft der Civilisation die Ausbrüche einer derben Natur milderte uud brach, wo seit den Tage« der großen Wanderzüge ein buntes Völkergcmisch mehr streitlustig als friedfertig vereint und getrennt fortbesteht. Hier kämpfen drei Völkerstämme, Germanen, Slaven und Magyaren, theils um Herrschaft, theils um Fort-G-rm-mtn. dauer ihrer Existenz. Die ersten, in einigen Ländern des ehemaligen Polenreichs der herrschende Stamm, können nur mit Mühe ihr errungenes Uebergewicht gegen die widerspenstigen, conspirirenden Polen bewahren und müssen, der ger manischen Natur zuwider, häufiger das Schwert der Selbstcrhaltung gegen die Ueberwundencn ergreifen, als daß sie sich ihrer überlegenen Bildung zur Culti- virung derselben bedienen können. In Ungarn und Siebenbürgen müssen sie ihre deutschen Sitten, Sprache, Einrichtungen gegen die feindlichen Angriffe der herrschenden Magyaren schützen. Der slavischc Volksstamm ist der verzweigteste siavcn. in den östlichen Ländern, aber nur in Rußland besitzt er die Herrschaft. Das alte Polen ist als Opfer innerer Gesetzlosigkeit und äußerer Gewaltthat zu Grunde gegangen, nnd alle Versuche der rührigen Emigranten, durch Propa ganda und.Conspiralion den zerstückelten Leichnam wieder zu belebe«, sind bis jetzt gescheitert und werden so lange scheitern, als der polnische Adel nicht Selbstcntsagung lernt und das polnische Volk nicht die Rechte und die Bildung freier Staatsbürger erlangt. Die übrigen Slaven leben unter verschiedenen Rainen in der ganzen österreichischen Monarchie zerstreut, nirgends herr schend, an wenigen Orten frei und für die Güter der Civilisation geringe Empfänglichkeit zeigend. Nicht kräftig genug, um das Joch der fremden Stämme abzuschüttclu, nnd nicht hingebend genug, um sich das Wesen und