258 Zwischen zwei Revolutionen. Zu spät wurde endlich das Standrecht verkündigt und die äußere Ruhe zurück geführt, der fähige und energische Graf Franz Stadion an die Spitze der galizi schen Verwaltung gestellt. R-fUn d» Innerlich aber gährtc cs noch lange, und die tieferen Gründe jener Gräuel, VtchSttni'ssk die agrarischen Mißverhältnisse zu beseitigen, fand die Negierung auch jetzt noch »»sch°i>-n. nicht Kraft und Muth. Die Robot, die Leistung der Unterthänigkcitsdienstc an '3' den Gutsherr», wurde keineswegs aufgehoben; ein kaiserliches Patent erleichterte nur einige der drückendsten und verhaßtesten Lasten und ärgerte die Edclleute, ohne die Bauern zu befriedigen. Nachdem einmal in der einen Provinz an den Robotverhältnissen gerüttelt worden, konnte man auch den übrigen Ländern gegenüber, wo die bäuerlichen Zustände kaum minder unhaltbar und aufreizend waren, nicht mehr ganz in der alten unthätigen Bewegungslosigkeit verharren. Die Gefahr lag sonst nahe, daß anderwärts sich ähnliche Auftritte ereignen würden. Zu einer wirklich entscheidenden und gründlichen Reform aber ver- i8.D«br. mochte man sich auch jetzt noch nicht aufzuschwingen. Ein allgemeines Robot patent sprach nur den Grundsatz aus, daß alle unterthänigen Arbeitsleistungen abgelöst werden „können" und gewährte einige Erleichterungen, wenn ganze Ge meinden sich von der Robot loskaufen wollten. Wirksam helfen aber konnte nicht die, ohnehin auch früher nicht verwehrte, Erlaubniß zur Robotablösung, sondern nur die Verpflichtung zu dieser agrarischen Entlastung und die Anspannung des öffentlichen Credits zur Durchführung des Ablösungsgeschäftes. Das Robotpatent trug denn auch wenig praktische Früchte; nur wurde auch die conservative Land bevölkerung mehr und mehr von dem allgemeinen Gährungsstoff ergriffen und gleich den andern Volksbestandtheilen von dem Streben nach socialen und politi schen Reformen erfüllt. Die Regelung der bäuerlichen Verhältnisse trat unter den Forderungen der folgenden Revolutionszeit als eine der drängendsten und gerechtesten auf. EinvEbung Inzwischen hatte sich auch das Schicksal des Freistaats Krakau erfüllt. Ochnmch" Wenige Tage nach ihrem ersten unglücklichen Abzug waren die Oesterreichcr ohne 2. Mär, Widerstand wieder cingezogen; au demselben Tage folgten russische und wenige Tage später preußische Occupationstruppen. Die revolutionäre Herrlichkeit der Republik war zu Ende; die Führer der Bewegung stoben nach allen Winden auseinander; der Dictator Tyssowski wurde in Dresden verhaftet und dann nach Amerika entlassen. Metternich hatte die Occupation nur als eine vorüber gehende militärische Maßregel betrachtet; Rußland aber wollte den Heerd immer wiedcrkehrender Unruhen an seiner Grenze auslöschen. So kamen die drei Ost mächte, trotz des Widerspruchs der öffentlichen Meinung und der Regierungen von Frankreich und England, bald überein, den letzten Rest der polnischen K-Novd,. Selbständigkeit aufzuheben, die Stadt dem österreichischen Staat einzuverleiben und damit in die Wiener Congreßacte ein neues Loch zu stoßen.