10 Zwischen zwei Revolutionen. Widerspruchs, eine Vorliebe für die Sprache, die Sitten und Einrichtungen der Väter und das Streben, die nationalen Eigcnthüinlichkeitcu nicht nur zu erhal ten, sondern ihnen Anerkennung und Geltung zu verschaffen. Das Uniformi- rungssystem der Regierenden weckte somit den Particularismus der beherrschten Völker, nationale Sympathien und Antipathien, woraus Kämpfe hcrvorgingcn, die durch Leidenschaftlichkeit und Siammcshaß zu einer Heftigkeit gesteigert wur den, wie nur die früheren Religionskriege sic kannten. Die geschichtliche Zusam mengehörigkeit wurde gelöst durch ein künstlich genährtes Nativnalbcwußtsein, «ranmich.durch Erweckung des Stammes- und Raccgcfühls. Frankreich allein hatte davon wenig zu leiden, «Heils weil die blutige Härte der großen Revolution den Particularismus und die Sondcrintcreffcn der einzelnen Provinzen niedergedrückt hat und der Patriotismus und politische Tact der ganzen Nation, die wohl cinsieht, daß die Größe des Staats auf der festen Einheit und Ccntralisation beruht, dem Absonderungsgeist keine Nahrung gibt, thcils weil die deutsche Be völkerung der östlichen Provinzen Lothringen und Elsaß mit nationaler Duld samkeit und Frcmdcnlicbc den Uniformitälsbeslrcbnngcn der Pariser Regierung keinen Widerstand entgegensetzte. Um so schärfer äußerte sich das National- B-iglcn. gefühl in Belgien, wo es nicht nur zur Losrcißung von Holland wesentlich bei getragen hat, sondern auch jetzt noch die flämische Sprache und Literatur gegen die zunehmende Ucbcrmacht und Herrschaft der französischen kräftig in Schutz nimmt. In Großbritannien, wo verschiedene Nationen zu einem großen Ganzen verschmolzen sind, regt sich nur in Irland das weiche katholische Cel- tenthnm gegen das strenge protestantische Germancnthum der „Sachsen"; indeß in Wales und in den schottischen Hochlanden die uralte (gaelische) Landessprache nur Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ist und höchstens in Volksliedern oder als cngabgeschlossener Dialekt einiger entlegenen Thäler fortlebt. Selbst Spann», in dein räumlich und national abgeschlossenen Spanien verfocht das kräftige Bergvolk der Basken seine angestammten Freiheiten und Rechte gegen den über mächtigen Süden, nnd in Aragonien und Eatalonien regte sich wieder die alte Nationalcifersucht und der Nachbarhaß gegen die Castilicr. Heftiger äußerte sich der Kampf der Nationalitälcn in Mitteleuropa, na- D-u,schianr. mentlich in Deutschland und Italic». Das deutsche Elcmcnt bedurfte des Schutzes: in Limburg gegen die niederländische Rcgicrnng, in den Ostsccpro- vinzen gegen Rußland nnd in dem Herzogthum Schleswig gegen dänische Gewaltthat, in jenem unglücklichen Schleswig, das seit vielen Jahren seine Na tionalität und sein germanisches Wesen gegen dänische Herrschsucht mühsam vertheidigt hat und das seiner thcuerstcn Hoffnungen, nach dem bcvorstehen- den Erlöschen des Kopenhagener Königshauses, zufolge alter Gerechtsame, als vereintes Schleswig-Holstein unter einem eigenen Fürsten (Augustenburg) "r« d"" deutschen Bunde beigefügt zu werden, durch den „offenen Brief" Chri- stian's VIII. beraubt werde» sollte. Für den in diesem Briefe angcdrohten