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246 Zwischen zwei Revolutionen. war in bedenklichster Währung, die sich bei dem Begräbnis! des alten GörrcS in s-br. 1848. wilden Tumulten äußerte. Ain Borabend der französischen Februarrevolution kam cs zu einem offenen Aufstand, als der König, verdrießlich, daß die Studi' renden, theils im sittlichen Unwillen, thcils aus Anhänglichkeit an die gestürzten ultramontanen Führer, einer von der Mätresse begünstigten academischcn Ver bindung den Umgang versagten, die Universität auf einige Zeit schließen ließ und den Studenten die Abreise gebot. Rach einem kurzen Straßcnkampf, den die Bürgerschaft, die Studenten und der Pöbel vereint gegen die Polizeimann- schäft und das mild verfahrende Militär bestanden, sah sich der König zur Zu rücknahme der Suspension der akademischen Vorlesungen und zur Entfernung der Gräfin aus München bewogen. Die weiteren Folgen dieser Vorgänge wer den wir bald kennen lernen. Jeder Hoffnung einer Rückberufung nach München beraubt, begab sich Lola Montez nach America, wo sie noch viele Jahre ein ihrer bescholtenen Vergangenheit entsprechendes, fahrendes Leben führte, bis sie am 30. Juni 1861 in einem Krankenhause bei Neuyork starb. 2)Würtnn- Verhältnißmäßig mild trat die Rcaction in Würtemberg auf, wenn ^ gleich auch hier das Ministerium Schlayer (seit August 1832) dem allgemein herrschenden Polizeisystem Vorschub genug leistete, das Vereins- und Preßwesen in engen Schranken hielt, demagogischen Umtrieben nachspürte, so wenig auch gerade in Würtemberg davon vorhanden war. Die Landtage der dreißiger und vierziger Jahre verliefen in ziemlichem Einvernehmen mit der Regierung, ohne große Stürme und ohne hervorragende Ergebnisse; es wurde rüstig an dein Fortbail der inneren Gesetzgebung, auf dem Gebiet der Verwaltung, der Justiz, der wirthschaftlicheu Politik gearbeitet, ohne daß aus diese» gefügigen Stände versammlungen, wo die Opposition meist eine bescheidene Rolle spielte, viel von allgemeinem Interesse oder von Fortschritt in freiheitlicher Richtung zu melden wäre. An der Spitze der liberalen Opposition standen gefeierte Namen, wie Paul Pfizer, Schott, Uhland u. a. Sie hatten einen schweren Stand gegenüber dem Staatsmiuister Schlayer, einem Manne von seltener Begabung aber bureau- kratischer Eigenmächtigkeit, der vom Sohne eines Tübinger Handwerkers zur höchsten Stelle in seiner Heimath aufgestiegcn war und jedem Widerspruch schroff entgegcntrat. Rob. v. Mohl wurde wegen einer tadelnden Kritik des herrschenden Skptbr. I84S. Verwaltungssystems seiner Professur an der Universität Tübingen-entsetzt. Baden. Ungleich regeres politisches Leben zeigte sich in dem benachbarten Baden, dr-Pgc" dessen neuere Geschichte fortdauernd von der tiefgreifendsten Einwirkung auf die MinPkUum freiheitliche und constitutionelle Entwicklung des gcsammten Deutschland war. Wintn. Die Blicke der ganzen Nation waren auf die politische» Vorgänge in dem süd westlichen Grcnzlande unter' dem wohlwollenden Regiment des volksthümlichen „bürgerfreundlichen" Großherzogs Leopold gerichtet, und die Führer der libe ralen Opposition, Männer wie Rotteck, Welcker, Duttlingcr, Mittermaier waren weithin populäre Namen. Auf das Drängen der liberalen Opposition wurde