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244 Zwischen zwei Revolutionen. wurden durch Ausdehnung der Staatsdienercigcnschaft auf Advocate» und selbst Aerzte und dann durch Urlaubsverwcigcrung an dieselben ihrer besten Kräfte be raubt. Eine solche Volksvertretung leistete den Gewaltmaftregcln Abells wenig Widerstand. Ungescheut wurden Grundsätze vorgctragen, welche das ganze Budgctrecht des Landtags zu vernichten und die Verfassung zu einem unwür digen Scheinconstitntionalismus zu erniedrigen drohten. In der Kammer der Reichsräthe führte Fürst Karl Wrede, ein Sohn des Fcldmarschalls, einen hef tigen und erfolgreichen Kampf gegen die kirchliche Partei und das Abcl'sche System; in der Abgeordnetenkammer galt der Bürgermeister von Regensburg, Freih. von Thon-Dittmer, als Führer der Opposition. Viel Aufsehen erregte das ganz ungesetzliche Ausleihen bairischer Staatsgclder an das neue Königreich Griechenland, eine Angelegenheit, über die nie volle Klarheit gewonnen werden konnte und die sich bis in die Revolutionsjahre hinschleppte. Der Vergeudung bairischen Geldes, die in der griechischen Anlcihcfragc zu Tage trat, kam nur die Mißwirthschaft mit der bairischen Wehrkraft gleich, die in den Truppcnsendungen für das kurzlebige Königthum des wittelsbachischen Otto enthalten war. r°ia Montez. Das stagnirende politische Leben Baierns wurde mächtig aufgeregt und aufgewühlt durch ein Ereigniß, welches zunächst eine intime persönliche Angele genheit des Königs war, bald aber einen tiefgehenden Einfluß auf den ganzen Gang des öffentlichen Lebens ausübte. Im October 1846 kam die spanische Tänzerin und Courtisane Lola Montez nach München, eine Abenteurerin von bezaubernder, wenn auch schon etwas verblühter Schönheit, von leiden schaftlichem Feuer und nicht gewöhnlichem Geist, hcrrschsüchtig, aber nicht geld gierig, die den liebebedürftigen nnd für Frauenschönhcit so empfänglichen König bald ganz in ihre Netze zog. Die kirchliche Partei hatte sonst die Herzensange legenheiten des Königs sehr tolerant behandelt und Vortheilc für ihre Sache daraus zu ziehen gewußt. Die englisch-spanische Lola aber war Protestantin und hatte einen alten Haß gegen die Elericalen, deren Einflüssen sie auf alle Weise entgegenarbeitete. Die Gunst des Monarchen gestattete ihr bald die größte Macht auch in politischen Fragen. Der König war ohnedies des immer dreister auftretenden Treibens der Ultramontanen müde. Cs wurde dem Einfluß der 2->n. 1847. Mätresse zugeschrieben, daß ein besonderes Ministerium für Kirchen- und Unter richtswesen errichtet und dies Ressort dem Minister des Innern, Abel, der es bisher nebenbei verwaltet, entzogen wurde, ein schwerer Schlag für die kirchliche Partei. Minium Das ganze Ministerium Abel nahm über diesen Vorgängen seinen Ab- schied, nachdem es vergebens versucht, den Monarchen durch Unruhen und Pöbel- excessc zu ängstigen. Der König kam sich wie von einem Bann erlöst vor, als er das „Pfaffenregiment" entlassen. Der protestantische Staatsrath von M a urer bildete ein neues Cabinet. Die kirchliche Partei war auch ferner noch bemüht, das Volk, namentlich die Studenten, aufzuwiegeln und zu fanatisiren; Professor von Lasaulx, der Neffe von Görres, leistete dabei gute Dienste, wurde aber