Volltext Seite (XML)
I. Weltlage. Socialismus. Religion und Kirche. 9 vermieden ward. In einer streitigen Gcldfordcrung an Frankreich aus der Zeit der Kontinentalsperre erhielt die Union von der Julircgicrung die verlangte Entschädigung. Als der Kongreß mit dem früher zn Mexiko gehörigen, dann durch eine erfolgreiche Empörung unabhängig gewordenen Texas einen Vertrag schloß, in Folge besten dieses sclavenhaltende Land den Vereinigten Staaten einverleibt ward, gerieth der nordamcrikanischc Freistaat mit der durch Parteiung und innere Kämpfe zerrütteten Republik Mexiko in einen blutigen Krieg, der 1^7 nach der Erstürmung der Hauptstadt Mexiko mit einer wichtigen Erweiterung des Vcreinsgebiets gegen Westen endigte. Die ehemals spanischen Staaten Nordamerika's, die mit dem Mutterlande die Schlaffheit, Zerrissenheit und Un ordnung gemein haben, wo bald Anarchie, bald diktatorische Gewalt (Santa Anna) herrschte, scheinen allmählich eine Beute des anglo-amcrikanischcn Frei staats werden zu sollen. Florida, Texas und Kalifornien mit seinem nencnt- deckten Goldstrom sind bereits gewonnen; und die in den südamerikanischcn Freistaaten herrschende Gesetzlosigkeit, Partciwuth und Empörungssucht, die durch fortwährende Bürgerkriege den Genuß gesetzlicher Freiheit und gesicherter Ordnung stören, geben Zeugniß von der Unfähigkeit des spanischen Volks stammes für ein republikanisches Selbstregiment. Wie indessen auch die Regierungsweise eines Staates beschaffen sein mag, einer neuen Macht, die seit der Revolution in die Welt gekommen und mit der zunehmenden Civilisation und periodischen Literatur an Umfang und Bedeutung wuchs, konnte sich keine Obrigkeit ganz entziehen. Diese Bracht ist die öffentliche Meinung, und sie fordert: politische Freiheit mit Anerkennung der Nationali täten, Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetze, Betheiligung des Volks am Staatsleben durch Volksvertretung und Achtung der individuellen Freiheit auf dem Gebiet des Glaubens und der Kirche, der Wissenschaft und des wirthschaft- lichen Lebens. Hatte die frühere Politik in den Staaten nur willkürlich gebildete Länder- Kampf»« gebiete erblickt, Wesen und Charakter des Volksthums gering geachtet, bei Em." Friedensschlüssen und Verträgen nur auf geographische Lage und Begren zung, nicht auf Abstammung, Sprache und Nationalvcrschiedenheit Rücksicht genommen, so ging in neuerer Zeit das Verlangen der Völker auf Scheidung des Ungleichartigen, auf Unabhängigkeit und Selbständigkeit der Nationalitäten und Volksstämmc unter eigener Verwaltung, auf Pflege und Geltendmachung der Stammcsunterschicde und Volkssprachen. Das immer offener hervortre tende Streben der Regierungen, die sremdarligcn Bewohner eroberter Ländcr- gebiete mit dem herrschenden Volksstamme zu verschmelzen und durch allmähliche Verdrängung der Sprache, der Sitten, Einrichtungen und Nationaleigenthümlich- keiten der Besiegten mit der Zeit ein aus gleichartigen Bestandtheilcn zusammen gesetztes Staatsganze zu bilden, erzeugte bei den Unterdrückten einen Geist des