242 Zwischen zwei Revolutionen. stiegen ans Schutt und Trümmern die Rauchsäulen empor. Erschütternd schil dern die Augenzeugen das grausige Schauspiel, wie die Flammen die alte präch tige Nicolaikirchc ergriffen, wie unter der Gluth des Feuers das Glockenspiel noch einmal zu ertönen begann und dann mit dumpfem Donner der gewaltige Thurm in sich zusammenstürzte, wie in den Canälen Oel nnd Sprit brennend dahinfloß und das Feuer von einem Ort zum andern trug. Die Börse, das Rathhaus, die Pctrikirche, das Zuchthaus, im Ganzen sicbenzchnhundcrt Ge bäude wurden ein Raub des entfesselten Elements. Es gehörten die ganze Energie, der Reichthnm und die glücklichen äußern Vorbedingungen dieser Han delsmetropole dazu, um die Stadt in kürzester Zeit schöner wieder auferstchen und das kaufmännische Geschäft kaum einen einzigen Tag rnhcn zu lassen. 5. Die süddeutschen Staaten. YBMNN. Wir haben die Geschichte Baierns bis in die Anfänge der Regierung König Ludwig's I. kennen gelernt (XIV, 695 ff.). Der König lebte nach wie vor in seinen kunstlcrstchen Interessen und brachte ihnen große Opfer; in politischer und kirchlicher Hinsicht aber lenkte die Regierung immer mehr in die Bahnen der Rcaction, des Absolutismus und Ultramontanismus ein, nnd dir Landtage rieben sich in nutzlosem Kampf gegen die übermächtige Gewalt eines nach voücr Unumschränktheit strebenden Königthums und einer finstern Priester- Partei auf. Das Kloster- und Mönchswesen wurde wie im Mittelalter begün stigt , die Schule dem geistlichen Einfluß ausgelicfcrt. Die Demagogenvcrfol- gung trieb hier ebenso üppige Blüthcn wie anderwärts (Bürgermeister Behr, vr. Eisenmann); die Abbitte vor dem Bildniß des Königs war eine bairische Erfindung und Einrichtung. Wegen eines geringfügigen Studentennnfugs wurde die Universität München zeitweilig geschlossen. Die Presse wurde eng geknebelt; selbst die Classikcr reinigte man in Baiern von dem „Giftstoff politi scher Ketzerei". Ein strenges Lensuredict vom 28. Januar 1831 erregte viel Sturm und wurde von der Kammer als verfassungswidrig heftig angefochten; der Minister Schenk trat darüber vom Amte zurück. Cs folgte das Ministe rium des Fürsten Ludwig von Oettingen-Wallerstein, eines Mannes von nicht gewöhnlichem Talent und ehrenwerthem Charakter, der aber doch, schwankend zwischen Rcaction und constitutioncllem Regiment, nicht die richtige Stellung zu finden wußte. Immerhin aber suchte er der Partei des Absolutis mus und des Priesterthums noch einigermaßen entgegenzuwirken und fiel als Oltbr. 1837. Opfer seines Widerstandes gegen die clericale Uebcrmacht, die nunmehr unter seinem Nachfolger zur unbestrittensten Herrschaft gelangte. MmisNnum Die kirchliche Partei und Metternich leiteten unter der Verwaltung von 1S37-1817. Abel und seinem Genossen Graf Seinsheim ohne Widerspruch die innere und die äußere Politik Baierns. Abel gab sich der Bigotterie und dem Ultramonta-