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232 .4.. Zwischen zwei Revolutionen. die Grafen Bork und Dyhrn aus Schlesien, Gras Schwerin-Putzar aus Pom mern, Graf Aruinl-Boitzcnburg aus der Mark, Alfred von Auerswald und v. Sauckcn auö Ostpreußen u. v. A. "am'» k'm öffentliche Meinung in Dcntschland, wie sic sich z. B. in den zün- Pa»m. dcudcn Flugschriften von Gcrvinus und Heinrich Simon s.Aunchmcn oder Ab- lchuen?") kuudgab, war entschieden für Verwerfung einer solchen Verfassung, die keineswegs eine volle nationale Vertretung aller Staatsbürger, sondern eine ganz unbillige Bevorzugung der Grundbesitzer, des Herren- und Rittcrstandes, keine frcigewähltc Volksrepräscnialion, sondern eine enge Klaffenvcrtrctuug ge währte, keine regelmäßige Wiederkehr des Landtags zur Pflicht machte und statt des Beschlußrechtes ei» bloßes Berathuugsrccht cinräumtc. Wie wenig der König der Meinung war, mit dieser Verfassung in wahrhaft constitutionclle Bahnen einzulenken, bewies die Eröffnungsrede, in der er unter ander», erklärte, cs solle keiner Macht der Erde gelingen, ihn ju bewegen, das Verhältniß zwi schen Fürst und Volk in ein constitutioncllcs zu verwandeln, und nun und nim mermehr werde er zugcbcn, daß sich zwischen unsern Herrgott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleichsam als eine Vorsehung eindränge; er würde die Stände nicht berufen haben, wenn sic ein Gelüst hätten nach der Rolle sogenannter Volksrcpräsentantcn. Verhandiun- Auch die Mehrheit des vereinigten Landtags war mit der Constitution vüw einig"« 3- Februar keineswegs zufrieden und wollte darin eine Erfüllung der früheren Zusagen Landtags, nicht erkennen. Die Opposition wurde namentlich von den ostprcußischen und den rheinischen Abgeordneten gebildet. Am Rhein herrschte längst eine hochgradige Ver stimmung, eine heftige Opposition gegen das ganze System, in der kirchliche und politisch liberale Bestrebungen seltsam zusammenflosscn. Manche Mißgriffe der Regierung, wie die Einführung der adeligen Majorate, die Feindseligkeiten gegen die französische Ge setzgebung, namentlich in Bezug auf das Recht, das Streben nach Uniformität und Ccntralisation steigerten die Mißstimmung, soviel auch zur wirthschastlichen Hebung des reichen Landes geschah. Die Opposition verlangte vor Allem periodische Einberu fung des vereinigten Landtags unter Wegfall der ständischen Ausschüsse, beschließende, nicht blos berathcnde Mitwirkung bei der Gesetzgebung, Antheil an der Verwaltung der Domänen und Regalien, Erweiterung des Petitionsrechts u. A. Viele Abgeord nete wollten gleich unter Protest wieder abreiscn, ließen sich aber doch noch von der Unklugheit eines solchen Beginnens überzeugen. Man beschloß, die Thronrede mit einer Adresse zu beantworten und darin neben ehrerbietigen Dankesäußcrungen für die gewährten Zugeständnisse die Bedenken gegen das Patent nicdcrzulcgcn. Der Gras Schwerin stellte den Antrag auf Abfassung einer Adresse, zu welcher die Befugniß der Stände sehr zweifelhaft war; der Antrag wurde angenommen und von Beckerath eine Adresse entworfen, die in einer zweitägigen glänzenden Debatte, der ersten parlamen tarischen Verhandlung Preußens im großen Stil, bcrathcn wurde. Während die Re gierung allein das Patent von, 3. Februar mit dem darin erthcilten Maaß ständischer Befugnisse als „Rechtsboden" gelten lassen wollte, sprach der Adreßcntwurf für den Landtag alle jene Rechte an, welche der verstorbene König den künftigen Reichsständen zugesagt habe, und zählte sie einzeln auf. Nach heftigen Debatten wurde eine vermit telnde Fassung der Adresse angenommen, indem die Aufzählung jener Rechte in. Einzelnen