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I. Weltlage. Socialismus. Religion und Kirche. 5 der Versuch wiederholt und in der eingenommenen Stadt eine revolutionäre Regierung unter Tyssowski eingesetzt wurde, erfolgte nach Bewältigung des un besonnenen Aufstandes die Einverleibung des Freistaates in die österreichische Monarchie. Die laue Protestation Englands und Frankreichs gegen die Ver letzung der Wiener Verträge blieb ohne Erfolg. Ein gleichzeitiger Plan der polnischen Propaganda, Galizien zum Abfall von Oesterreich zu bringen, schei terte an dem Hasse der Bauern gegen die Gutsherren. Statt dem Ruf des Adels zu folgen, fielen die Leibeigenen mit Dreschflegeln und Sensen über ihre Dränger her und erschlugen sie massenweise. Eine weitverzweigte Verschwörung in Posen, isrr. angestistet durch die polnische Propaganda in Paris und ihren Führer Mieros- lawski, wurde durch Verrath und durch die Wachsamkeit und Energie der preu ßischen Regierung im Keime erstickt. Der Riesenprozeß in Berlin brachte das Treiben der emigrirten Polen, ihre opferwillige Vaterlandsliebe, aber auch die grenzenlose Selbsttäuschung und die jesuitischen und machiavellistischen Grund sätze ihrer Häupter zu Tage. Den ungebändigten Freiheitsdrang, die Selbst überschätzung und die Uneinigkeit haben auch die jungen Geschlechter als Erbgut des alten Polens in die Emigration mitgenommen. Der Protest Palmcrston's gegen den Bruch der internationalen Verträge vom Jahr 1815, und die kühle, durch den König selbst abgeschwächte Note Guizot's waren nur Formalitäten. Die Staaten zweiten und dritten Ranges haben aus den äußern Gang der D« m.nin-» " und kleineren Bolkerge^chichte Europas geringen Einfluß geübt. Deutschland, ohne großes, Staaten, gemeinsames Staatsleben, ohne äußere Kriege und Politik, sah seine geistige Lebensthätigkeit aus das Gebiet der Kirche und Literatur beschränkt, wo mäch tige Kämpfe durchgefochten wurden. —Spanien und Portugal, durch Bür gerkriege und Verfassungskämpfe zerrissen, standen unter dem Einfluß Frankreichs und Englands. Als die Nordostmächte bei Gelegenheit einer Reise des Zaren nach Böhmen Miene machten durch die Münchcngrätzer Union die heilige Allianz S-Mr. isn. gegen die westlichen Verfassungsstaatcn zu erneuern, schloffen England und Frankreich mit Portugal und Spanien einen „Quadrupelvertrag" zur Erhaltung AM wn. des constitutionellen Prinzips in der pyrenäischen Halbinsel gegenüber den Re gierungen von Petersburg, Wicu und Berlin, welche die absolutistischen Faclio- nen begünstigten. Doch vermieden die beiden Großmächte jede direkte Intervention. Als Marie Christine im Jahr 1835 die „Cooperation" Frankreichs gegen die Car- listeu anrief, begnügte sich Louis Philipp die Regierung seiner „guten Wünsche" zu versichern. — Eben so hielten England und Frankreich fortwährend ihre schützende Hand über Belgien, das, eifrig bedacht, seine demokratische Freiheit gegen die Priesterinacht zu wahren, unter seinem fremden constitutionellen Monarchen in Kunst und Betriebsamkeit fröhlich aufblühte, iudeß Holland (Niederland), von einer drückenden Finanznoth schwer heimgesucht, zusehen mußte, wie sein an gestammter König Wilhelm I. aus dem Hause Oranien, bei seiner Thronent sagung zu Gunsten seines Sohnes gleichen Namens, Millionen ins Ausland o-ibr. isro.