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II. Gcschichtslcben in den Einzelstaaten (Großbritannien). 197 Landes cingemischt hatte, wurde verrätherisch in einen Baumgarten gelockt und mit seinem Bruder und einigen Dienern von einem wüthenden Haufen mit Messerstichen getödtet. Der Durani-Fürst, Schah Schudschah, erlag dem Mord slahl der Gegner. Auf dem Rückzug durch den Khayberpaß fanden sowohl die2»n. isir. Soldaten als die große Menge von Frauen und Kindern, die sich in Kabul be reits häuslich eingerichtet hatten, meistentheils ihren Untergang, die Einen durch Hunger, Kälte und Erschöpfung, die Andern durch die Mordstreiche der fanati schen Bauern und der wilden Gildschi. Nur in Dschellalabad hielt sich der tapfere General Sale durch die heldenmnthigstc Verteidigung. Monate lang beharrte er in verzweifeltem heroischen Widerstand und zeigte der Welt, „was britische Entschlossenheit gegen Barbaren vermöge". Afghanistan war unhalt bar; aber die Niederlage und die beleidigte Nationalehre Englands forderte Rache. Darum unternahm der tapfere Gouverneur Cllenborough einen neuen Feldzug, um die britische Kriegsehre herzustellen und die Feinde zu züchtigen. H-M iE Die Generale Pollock und Nott drangen siegreich durch die Gebirgspässe, schlu gen Akbar Khan in offener Feldschlacht und befreiten die Geißeln und Gefan genen. Jstalif und Kabul gingen in Flammen auf und alles Land der Afghanen vom Jndusufer bis an die riesigen Arme des Hindukuschgebirgs wurde mit Feuer und Schwert schwer heimgesucht. Die Pforten von Sandelholz, die einst Sultan Mahmud der Ghaznavide aus dem Tempel von Somnath im indischen Gud- scherat als Trophäe weggesührt, wurden vom Grabmal des Eroberers abgenom men und der heiligen Stätte, der sie vor Jahrhunderten angehört, zurückgcgeben, „den Hindu zum Frohlocken, den Moslim zur Warnung". Nachdem sie Dost Mohammed in Freiheit gesetzt, verließen die britischen Heere Afghanistan, um ihre Waffen gegen nähere Feinde zu kehren. Sind, ein großes Land am süd lichen Indus, dessen Emire während des Krieges sich mit den Afghanen ver bunden hatten, wurde von General Napier bekriegt und nach Eroberung der Hauptstadt Hyderabad dem englischen Gebiet beigefügt. Lord Ellenborough, dessen kriegerischer Sinn dein Handelsgeiste der englischen Compagnie nicht zu sagte, wurde auf deren Betreiben zurückgerufen und durch Sir'W. Hardinge ersetzt. Allein so friedfertig des letzter» Instructionen waren, so konnte er doch einem blutigen, hartnäckigen Kriege mit den tapfer», abgehärteten Sikhs nicht ausweichen, einem Kriege, der nach vielen mörderischen Schlachten, wobei der tapfere Sale den Heldentod starb, mit dem Siege der britischen Waffen endigte. Die Sikhs, in ihrer kriegerischen Macht gebrochen und von einem lasterhaften Weib (Rani) regiert, mußte» sich de» Friede» von Lahore gefallen lassen, der i8«6. die Selbständigkeit ihres Reiches vernichtete. Zwei Fürsten regierten seitdem Lahore nebst dem reizende» Thäle von Kaschmir unter der Oberhoheit der ostin dischen Compagnie, die sich nebst dem ansschließlichen Handel noch andere bedeu tende Hoheitsrechte vorbehielt. Umsonst versuchten die Unterworfenen zwei Jahre l8«-4s. später noch einmal das Glück der Waffen; nach einem wechselvollen Kriege