II. Gcschichtsleben in den Einzelstaaten Großbritannien). 193 die von unfähigen Volksführern, wie O'Brien u. A., geleitet wurden, zu bewäl tigen und die Bewegung niederzuhalten, dauernde Ruhe und ein geordneter Zustand wird nur durch gründliche Verbesserung der kirchlichen, politischen und socialen Mißstände bewirkt werden. O'Brien, ein sonderbarer Charakter, in dem hochherzige und ritterliche Bestrebungen und ehrenwcrthe Eigenschaften mit donquixotischen Verkehrtheiten versetzt waren, wurde als Hochverräter nach Australien deportirt, schloß aber, von der Regierung in der Folge begnadigt, sein Leben in der Heimath. Er starb 1864. c. Beziehungen zum Ausland. Auch in den auswärtigen Angelegenheiten trat das Whigministerium in DnWhig.^ Gegensatz zu den Tories, den Bundesgenossen der heiligen Allianz. Wir haben rasAM-mr. früher erfahren, wie die Julircgicruug Frankreichs und das Reformcabinet Eng lands rasch die Gleichheit und Uebcreinstimmnng ihrer Interessen erkannten und bei allen entscheidenden Fragen der europäischen Politik Hand in Hand mit ein ander gingen. Durch die Julirevolution und durch die Reformacte war auf beiden Seiten des Kanals der liberale Mittelstand zur Herrschaft gekommen; König Wilhelm IV. konnte in gewissem Sinne so gut als „Bürgerkönig" gelten wie Louis Philipp; Earl Grey und Lord Palmerston, der Erbe und Jünger Canning's, fühlten mehr Sympathie mit den Perier, Thiers, Guizot als mit den Regierungen, die unter der Aegide Mctternich's die auf dem Wiener Con- greß geschaffenen legitimen Ordnungen unverrückt festhalten wollten. Es ist uns erinnerlich, daß in den kriegerischen Bewegungen der Niederlande die beiden kon stitutionellen Mächte diesseits und jenseits des Kanals gemeinschaftliche Wege gingen, und sich trotz mancher entgegengesetzten Interessen und Zwecke über die Errichtung des Königreichs Belgien einigten; daß in Portugal und Spanien die Regierungen von England und Frankreich für das konstitutionelle Prinzip gegenüber den klerikal-absolutistischen Prätendenten in die Schranken traten; daß das Pariser Cabinet nur im Vertrauen auf das „herzliche Einverständniß" mit Großbritannien sich in Italien der Liberalen und Patrioten gegen Oesterreich und das Papstthum anzunehmen wagte; daß selbst die verschiedene Partcistel- lung der beiden Westmächte in den Wirrnissen und Conflicten des Orients zwi schen der hohen Pforte und Aegypten keine dauernde Entzweiung herbeizuführen vermochte. Erst als Louis Philipp und Guizot mit den spanischen Heirathcn mehr und mehr zu dem System Ludwig's XIV. einlenkten, mit Oesterreich ge meinsame Sache machten, in Italien und in der Schweiz die liberalen Bewe gungen niederzuhalten suchten, da trennten sich beide Staaten in ihren Ten denzen. Die Whigs, sowohl in ihrer ersten Periode unter Grey und Melbourne, als bei der zweiten Uebernahme der Regierungsgeschäfte unter Lord John Russell im Sommer 1847, befolgten in den Verwickelungen des Auslandes eine con- Weber, Wlltgeschichtt. XV. 13