Volltext Seite (XML)
II. Gcschichtsleben in den Einzelstaaten 'Großbritannien). 187 Union mit der Krone England verbunden sein. Aller Orlen und Enden bildeten sich offen oder unter anderen Namen versteckt Rcpcal-Vcrcine mit Unionskassen zur Förderung der Zwecke O'Conncll's; die katholische Geistlichkeit, die über das unwissende Volk eine unbedingte Herrschaft übte, stand im Dienst des Demagogen; sein Wort gebot über Irland, aber vorsichtig und gewandt mißbrauchte er nie seine Gewalt zu ungesetzlichen Schritten, die ihin hätten verderblich werden können; gehaßt und gefürchtet von den Engländern als der „große Agitator- Irlands, hielt er das aufgeregte uud in Bewegung gebrachte Volk doch meist in den Schranken des Gesetzes, wenn gleich die von ihm veranstalteten Riesen-Ver sammlungen sNon8ti6-LIeetüiA8) bisweilen von hunderttausend Menschen be sucht waren. Man hat oft den Zweifel erhoben, ob er cs mit dem Widerruf der Union ernst und aufrichtig gemeint habe, oder ob er mit der Parole nur die Leidenschaften des Volkes aufstacheln und den englischen Staatsmännern Schrecken einjagcn wollte, uin sie für Zugeständnisse geneigt zu machen. Denn einem so klugen Manne konnte es doch nicht entgehen, wie wenig die irische Na tion zur Selbstverwaltung reif und geeignet war. Ein irisches Parlament würde zum „Bärenzwinger" werden für die gewaltthätigsten Factionskämpfe. O'Connell hatte seine Advocatenstelle aufgegeben, um sich ausschließlich der politischen Thä- tigkcit zu widmen. Seinen Lebensunterhalt bestritt er durch eine Rente, welche seine Anhänger zusammenstcuerten. So war die politische Agitation für ihn Lebensberuf. Es war ein Fehler, daß die Staatslenker in London aus Antipathie den redefertigen Mann nicht durch ein Amt auf ihre Seite zu ziehen suchten. Wie sehr immer die englische Regierung beflissen war, durch Anlegung von K-m», g-g-n Straßen, durch Urbarmachung wüsten Landes, durch Regulirung der Strönie, ' ' insbesondere des gewaltigen Shannon den Nothständen abzuhelfen, durch Errich tung gemeinsamer Schulen das Volk aufzuklären und für eine geordnete Lebens weise zu erziehen, ihre Bemühungen fanden keine Anerkennung. Blieb doch die Hauptquelle der Unzufriedenheit, der geistliche Zehnten, unangetastet. Wohl war öfters von Regierung und Parlament die Frage angeregt worden, ob man nicht diese dem wirthschaftlichen Geist des Zeitalters widersprechende Besteue rungsweise in Naturallieferungen durch eine Gcldrente ersetzen sollte: die Bischöfe wollten von dem Herkommen nicht lassen; sie fürchteten, die Umwandlung sei der erste Schritt zur Abschaffung. Das Schicksal der gallikauischen Kirche wäh rend der Revolution stand ihnen als Schreckbild vor Augen. Zehntvögte durch zogen das Land, um die Abgaben oft unter Flintenschüssen einzutreiben. Auf hebung des an die anglikanische Geistlichkeit in Irland zu entrichtenden Zehnten war daher die erste Forderung des irischen Volkes nach der Reformbill. Als man im englischen Parlament den Bitten und Beschwerden der Irländer nicht Rechnung trug, weigerten die Pächter den Zehnten und hinderten die Pfändung; uud als die Engländer Gewalt anwendeten, setzten sie ihnen Gewalt entgegen. Schnüren bewaffneter Banden, von einem Abzeichen, das sie trugen, Weißfüße