174 X. Zwischen zwei Revolutionen. als unter dein friedliebenden verfassungstreue» jungen König Pedro V. Sal- iss?, danha's Nachfolger, der Marquis von Loule, ein Cabinct bildete, in welchem die verschiedene» Parteien vertreten waren. Die bedeutendste Capacität dieses Coalitions-Cabinets war der Finanzmimstcr d'Avila, der sich ui» die materielle Wohlfahrt des Landes durch Anlegung von Eisenbahnen und Verbesserung der Verkehrswege große Verdienste erwarb. Doch fehlte cs auch seht nicht an par- lamentarischcn Stürmen, welche Wechsel und Modifikationen im Ministerium herbeiführten. Die durch die politischen Unruhen verursachten Ucbclständc wur- den indeß weit überholt durch traurige Naturereignisse. Jin September 1857 wurde durch ein mit Baumwolle beladenes Schiff aus Brasilien das gelbe Fieber eingeschlcppt, welches mit einer solchen Heftigkeit wüthcte, daß im Laufe von vier Monaten fünszehntausend Menschen an der Epidemie erkrankten nnd über fünftausend davon starben. Kaum war das Land von dieser schrecklichen Heim suchung erlöst, als die Königsfamilie selbst von schweren Schicksalsschlägcn be troffen ward. Nachdem Pedro seine junge Gemahlin Stephanie von Hohenzol- n. Juiiisss. lern-Sigmaringen nach vierjähriger Ehe verloren und der Herzog von Tcrceira, der im vorhergehenden Jahr den Vorsitz im Ministerium übernommen und des N Monarchen besonderes Vertrauen besaß, ins Grab gesunken war, wurde der NA-, junge König selbst nebst zweien seiner Brüder von einem hitzigen Fieber dahin gerafft. Die Todesfälle erzeugten in Lissabon große Aufregung, indem das Volk nicht an einen natürlichen Verlauf glauben wollte. Nun bestieg Pedro's zweiter Bruder Ludwig den portugiesischen Thron. Er leistete vor den versammelten 18«2. Cortes den Eid auf die Verfassung und vermählte sich im nächsten Jahr mit der Prinzessin Maria Pia von Italien. Der Marquis (später Herzog) von Louls blieb im Amte und suchte durch liberale Gesetze und Reformen im Geiste der Zeit das Königreich von den Mißständen vergangener Tage zu heilen. Saldanha übernahm zur Ausgleichung eines Streites, der zwischen der portugiesischen Regierung und der Curie sich erhoben, eine Mission nach Rom, die indessen wenig Erfolg hatte. 3. Großbritannien. s. Englands Staatsleben im Innern. T^.und Die Julirevolution, die fast gleichzeitig mit der Thronbesteigung des frei- sinnigen Königs Wilhelm IV. eiutrat (XIV, 730), blieb nicht ohne große " i8M. Einwirkung auf England. In Folge des bestehenden alten Wahlgesetzes befanden sich die Parlamentsmandatc fast ausschließlich in den Händen der Aristokratie. Auf dem Lande (in den Grafschaften) beherrschten die Edcllcute, als die alleini gen Grundbesitzer und Inhaber wichtiger Ehrenämter, durch ihre Macht und ihren Einfluß die Wahlen ganz unbedingt, so daß sie stets die jünger» Söhne