2 Zwischen zwei Revolutionen. und Kunst, so im gesammten öffentlichen Leben vor dem Realismus der Wirk lichkeit zurück. Das künstliche und hohle Gebilde einer Verbrüderung der Nationen zu einer christlichen Völkcrfamilie brach zusammen. Die monarchisch- legitimistischc Assccuranzpvlitik wich dem Grundsätze der Nichtintcrvention. Wie sehr sich Anfangs die Souveräne im Osten und Norden gegen das neue Völker recht sträubten, man überließ es den Fürsten, ihre Sache mit ihren Untcrthanen allein auszufechten. Die ausgedehnten militärischen Rüstungen in Frankreich verliehen der neuen Politik Nachdruck. Nur die starre Eigenwilligkeit des Zaren von Rußland machte dem Zeitgeiste keine Concessionen. Nicolaus beharrte standhaft bei seinem Groll und Widerwillen gegen den illegitimen Vertrags könig in Paris. Die Verfas. Die Julirevolution trennte die europäischen Staaten in zwei Gruppen, in W,smiwpÄ' den constitutionellcn Westen, unter dem Einfluß Frankreichs und Englands, und in den absoluten Osten, wo Oesterreich, Rußland und Preußen Gesetze vor- schricben. In den kleineren Staaten der Mitte, Scandinavien, Deutschland, Italien, huldigte die Mehrzahl des Volks dem liberalen Fortschritt und wandte die Sympathien England und Frankreich zu, aber die Regierungen und die Geburts- und Beamten-Aristokratien waren im Allgemeinen für monarchisches Selbstregi ment und lehnten sich an Oesterreich und Rußland an höchstens suchten sie durch Einführung beschränkter Landständc mit Hervorhebung der Standcsinteressen die Forderungen der Völker zu beschwichtigen. Gleichartigkeit der inner» Politik, das gemeinsame Streben, den liberalen Tendenzen in der europäischen Staaten familie einen starken Rückhalt zu geben, und die diplomatische Gewandtheit Talleyrand's, der als Botschafter in London ganz im Sinne und nach der persönlichen Politik Louis Philipp's handelte, knüpften das Bündniß zwischen der Julircgierung und dem Whigregiment in England; und wenn gleich im Laufe der Zeit die nationale Rivalität um den Vorrang in dem belgischen Grenzstaate, die Vorgänge in Nordafrika und allerlei andere politische Reibungen und Diffe renzen, die bei der Oeffentlichkeit der Kammervcrhnndlungcn und der Presse kein Geheimniß blieben, das gute Einvernehmen vorübergehend störten, und der Rück tritt Talleyrand's von der Londoner Botschaft nnd sein bald darauf erfolgter Tod (Mai 1838) das Band lockerten: das beiderseitige Interesse und die Vorliebe Guizot's und seiner Gesinnungsgenossen für England, Brougham's u. A. für Frankreich ließen es nie zu einem dauernden Bruch kommen. Bei einem Be suche des Marschalls Soult in London gewann es der britische Nationalstolz Iumiszs. über sich, den „Helden von Toulouse" neben dem „Sieger von Waterloo" zu feiern. Als die Engländer in ihrem Eifer für die Unterdrückung des Sklaven handels das Recht ansprachen, alle verdächtigen Schiffe untersuchen zu dürfen, und dann mit den absoluten Mächten zur Beilegung der orientalischen Verwicke lungen nnd Kämpfe zwischen der ottomanischcn Pforte und dem Vicekönig von Aegypten die Quadrupelallianz schlossen, da regte sich in dem französischen Volke