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170 Zwischen zwei Revolutionen. bald einen neapolitanischen Prinzen <Prinz von Trapani), bald den Grafen von Montcniolin, bald andere cingcbornc und fremde Bewerber vorgcschlagc», brachte cs Louis Philipp iu Bcrbiudung mit Marie Christine dahin, daß die verzogene, von ihrer Mutter sittlich uud geistig verwahrloste Isabella mit ihrem Vetter Franz von Assis vermählt ward, dem sie zum voraus Widerwillen entgegcnbrachtc und der allgemein für zeugungsunfähig galt, und daß zu gleicher Zeit ihre jüngere Schwester, Louisa Fernanda, ihre Hand und damit die Anwartschaft auf den spanischen Thron dem Herzog von Montpensier, dem jüngsten Sohne Louis Philipp's, reichte. Dieses durch die Ränke des französischen Königs, des Mi« nislcrs Guizot uud der herzlosen Mutter Jsabella's zu selbstsüchtige» Zwecken geschmiedete Ehcbündniß erzeugte eine merkliche Spannung zwischen der englischen und französischen Regierung, die in offene Feindseligkeiten übcrzugchcn drohte. In Paris suchte man die Schuld zu verhüllen und auf andere Schultern abzu wälzen. Graf Bresson, der Gesandte in Madrid, der sich besonders thätig bei der Sache bewiesen hatte, wurde abberufen und nach Neapel versetzt, wo er sich bald nachher aus Verdruß über seine Ungnade selbst den Tod gab. Aber die öffentliche Meinung von ganz Europa bezichtigte den König und seinen Mi nister Guizot des zweideutigen Spieles und des Wortbruchs. Auch in Spanien erwies sich das Ehebündniß nur zu bald als ein unheilvolles. Die junge Kö nigin, von ihrer ausschweifenden, habsüchtigen Mutter nur auf Sinnengenüffe hingcwiesen, aller höhern und cdlern Ideen, Gefühle und Neigungen unfähig, wurde ihres körperlich und geistig schwachen Gemahls bald überdrüssig. Sie entfernte sich von ihm und wandte ihre Gunst dem General Serrano, einem Exaltado, zu. Palastintrigueu und Ohrenbläsereien vergrößerten den Zwiespalt und die Abneigung; und wenn gleich Marie Christine es gerathcn fand, sich dem Haß des spanischen Volkes zu entziehen und mit ihrem Gemahle sich nach Frankreich zu begeben, so dauerte doch das eheliche Mißverhältniß noch lange fort. Doch hatte die Entfernung der Königin Mutter zur Folge, daß sich das konstitutionelle Regiment mehr und mehr befestigte und den Einfluß der Caina- rilla und der katholisch-absolutistischen Partei zurückdrängte. v. Portugal. Mar/ii"u'd Portugal nahmen, seitdem Dom Miguel das Laud verlassen und das Pait-i-M a r i a II. da Gloria mit Beizichung der Cortes als constitutionelle Königin '^"'regierte, die Dinge einen ähnlichen Gang, wie in Spanien, nur daß hier nicht französischer, sondern englischer Einfluß vorherrschte. Auch das portugiesische Volk war in mehrere Parteien von den verschiedensten politischen Ansichten ge spalten ; Republikaner und Absolutisten bildeten die Minderheit, aber selbst die Constitutionellen huldigten bald mehr bald minder liberalen Ansichten; dabei herrschte, wie in Spanien, große Finanznoth und die Königin zeigte, wie