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II. Gcschichtslcbcn in de» Cinzclftaaten (Pyr. Halbinsel). 169 sah, das Horcht der Ezaltados, Espartero, zum Ministerpräsidenten zu ernen nen und ihm die Bildung eines Cabinets zu übertragen. Am 16. September 1840 hielt der Herzog von Vittoria seinen feierlichen Einzug in die Hauptstadt, und stellte alsbald an die Königin die Forderung, das Gemcindcgesctz zurückzuneh men, die Camarilla zu entfernen und die Cortes aufzulösen. Dadurch in ihrem Herrscherstolz gekränkt und doch außer Stande die Anmuthung zurückzuweiscn, dankte Marie Christine ab und begab sich nach Frankreich, worauf Espartero O-n>i.i84o. von der neugewählten Cortes-Versammlung zum Regenten ernannt ward. ?. M», isir. Die Regierung des Herzogs-Regenten, vortheilhaft für Handel, Industrie und inneren Verkehr, war von kurzer Dauer. Die Jntriguen der von Frank-H°s'3nm- reich unterstützten, mit unermeßlichen Schätzen versehenen Königin-Mutter, der Neid seiner mit jedem Tag sich mehrenden Gegner, und der Haß, den sich der englisch-gesinnte Herzog und seine als Anglo-Ayacuchos bezeichneten Anhänger durch die blutige Unterdrückung aller Aufstandsversuche und Pronunciamientos in Malaga, Barcelona, Madrid (Diego Leon) und andern Orten zugezogen, erschwerten ihm die Regierung und erzeugten, als er zuletzt auch noch mit dein Papst und der Geistlichkeit zerfiel (S. 34), eine solche Gährung im ganzen Lande, daß er sich nicht länger halten konnte. Als der von Christine gewonnene und mit Geld reichlich versehene General Narvaez, ein alter Gegner des Sie ges-Herzogs, in Valencia landete und mit einem zahlreichen Heer auf die Haupt stadt losrückte, zog sich Espartero mit seinen Truppen nach der Sierra Morena und dann, als die Kunde von der Uebergabc Madrids zu ihm gelangte und die Soldaten zum großen Theil von ihm abficlcn, nach Cadiz, von wo er sich nach England überschiffte. Der Fall des Regenten und die Verfolgung der Aya-Zü.JunrsiZ. cuchos war ein Sieg der französischen Politik über die englische. Bald nachher wurde die junge Königin Isabella für volljährig erklärt, Narvaez, nachdem er mehrere Aufstandsvcrsuche strenge unterdrückt, zum Herzog von ValenciaNovbr. und zum Ministerpräsidenten erhoben und Marie Christine nach Spanien zu- rnckgernfcn. Von der Zeit an herrschte der französische Einfluß in Madrid, und Louis Philipp's Klugheit umstrickte Spanien wie Frankreich mit den Netzen einer volksfeindlichen, freiheitgefährdenden Staatskunst. Die conservative Po litik, unter deren Waltung Narvaez die Wunden des Landes zu heilen suchte, wurde bald durch höfische und hierarchische Einflüsse in eine reactionäre Strö mung geleitet. Nach französischer Eingebung wurde durch Marie Christine und die wieder zur Herrschaft gelangten Moderados die Verfassung zu Gunsten der Königsmacht abgeändert, die Volkssouveränetät gestrichen, die Preßfreiheit beschränkt und wegen eines Concordats mit dem päpstlichen Stuhle Einleitungen getroffen. Die Krone setzte aber Louis Philipp seiner Politik durch die spanische Doppclhcirath auf. Nachdem nämlich die europäische Diplomatie Jahre lang beschäftigt gewesen, der jungen Königin von Spanien einen passenden, die In teressen keiner der Großmächte gefährdenden Gemahl auszusuchcn, und deshalb