Dag geschichtliche Leben Mischen Mei Revolutionen. I. Uebersicht und Allgemeines. 1. Die politische Weltlage und die Nationalitäten. Wir haben im vorigen Bande erfahren, welche Bewegungen die Pariser Wi-nm^n Julirevolution in der politischen Welt hervorrief. Die Völker athmetcn auf von»«^^'". dem schweren Druck, der die Geister gefesselt hielt, und forderten laut und ver nehmlich ein Staatswesen, wie es freier und gebildeter Menschen würdig sei. In den höheren Regionen gerieth man in Bestürzung: man fürchtete eine neue revolutionäre Propaganda, die, mit den unruhigen und unzufriedenen Elementen des Auslandes vereinigt, die so mühsam geschaffenen und so sorgfältig bewahrten Ordnungen und öffentlichen Zustände wieder Umstürzen würde, und traf kriege rische Vorbereitungen zur Abwehr, die man in Frankreich als Einleitung zu einer neuen Invasion deutete und durch Gründung eines patriotischen „National vereins" zu bekämpfen gedachte. Als aber die Juliregierung so friedliebend auf trat, den politischen Schwarmgeistern so wenig Entgegenkommen zeigte und der aufgeregten öffentlichen Meinung kein weiteres Zugeständnis machte, als daß sic feierlich erklärte, kein fremdes Einschreiten dulden zu wollen, schöpfte man wieder Muth und Vertrauen, und als Paskiewitsch dem Zaren meldete: „Sire, Warschau liegt zu Ihren Füßen", und der französische Minister des Auswär tigen der Kammer die Mittheilung machte: „die Ruhe herrscht in Warschau", da lenkte man in den höheren Kreisen astmählich wieder in die gewohnten Bahnen ein und bekämpfte die Widerstrebenden mit den alten Waffen. Dank dieser Friedfertigkeit des Königs Louis Philipp halte demnach die Julircvvlution für das europäische Staatswesen und die öffentlichen Zustände nicht die erschütternden Folgen, die Anfangs einige sorgliche und schwarzsichtige Männer, wie der Histo riker Niebuhr, befürchteten. Aber das politische System konnte doch nicht mehr mit der bisherigen Strenge und Unbefangenheit aufrecht erhalten werden; die heilige Allianz hatte ihren Zauberbann verloren ; die Völker ließen sich nicht mehr durch gleißnerische Worte täuschen; die Romantik trat, wie in der Literatur Wtb<r, WMgeschichN. XV. 1