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162 7^. Zwischen zwei Revolutionen. „In seiner Ignoranz, seinem Eigensinn und beherrscht von den Einflüsterungen der extremen Partei, wies er Alles zurück und forderte, dass sich ganz Spcmicn ihm zu Füßen werfe und das Messer küßte, mit dem er drohte. Im Haupt- quartier Dou Carlos' wurden die jüngsten Ereignisse lediglich als das Werk eines rächenden Engels dargcstellt, der vom Himmel herabgestiegen, um die Köpfe der Fxeimaurcr abzuschlagen. Die „Generalissima", die Jungfrau der Schmerzen sollte allein zum Sieg und Triumph führen". So dauerte der Krieg in der bisherigen Weise fort. Die Führer der Christinos, Rodil, Alaix u. A. konnten nicht verhindern, daß der rasche Gomez in Andalusien vordrang, Cor- s-ptbr. ine. dova besetzte und in den Landschaften des Südens den Guerillakrieg entzündete, daß Cabrera in Aragon und Valencia mit gebieterischer Uebermacht waltete, daß mehr als einmal Madrid in Angst und Schrecken gesetzt ward. Dagegen wurde das von den Karlistengcneralcn Eguia und Villarreal hartbcdrängte Bilbao durch die muthige Haltung und Ausdauer der Bürger und durch den rechtzei- ^"^Agj tigcn Angriff des Generals Espartero gerettet und die Belagcrungsarmee i» die Flucht geschlagen. Um dieselbe Zeit schied der alte General Mina aus dem Leben; durch die Grausamkeit gegen die siebenzigjährige Mutter Cabrera's hatte er seinem Namen einen dunkeln Flecken angeheftet. m Mina's Tod fiel in eine Periode der Krisis. Wir werden bald erfahren, d» welche Gährung in Madrid und in den Provinzen alle Gemüther erfaßt hatte, als die constituirenden Cortes die Verfassung vom Jahr 1812 umarbeitetcn. Die Karlisten glaubten mit Sicherheit, daß sich die Königin mit ihren Kindern nach Neapel flüchten, und „König Karl V." triumphirend in Madrid einziehen würde. Der Prätendent rechnete es sich als Großmuth an, wenn er den Gesandten des neapolitanischen Hofes versicherte, er werde den königlichen Damen Schutz und Mai IM. Sicherheit gewähren. Im Mai setzte sich der Jnfant mit seinen Ministern, seinem Hofstaat und einem Schwarm von Stellenjügern in Bewegung, um die Hauptstadt zu gewinnen. Aber die „königliche Expedition", an der auch mehrere deutsche Offiziere, Lichnowski, Rahden, Goeben Theil nahmen, scheiterte mehr an der Planlosigkeit des Zuges als an dem Widerstand der christinischen Feld herren. Nach unsäglichen Mühseligkeiten und Beschwerden und nach mehreren blutigen Gefechten gelangte der „König" mit seinem Gefolge an den Ebro und wurde dann sammt seinen Truppen durch die Geistesgegenwart Cabrera's in die 2unlM.fruchtbaren und schönen Gefilde Valencias geführt. Der Einzug in Madrid war wie ein Traum zerronnen, und bald zwang die Ankunft des feindlichen Ge nerals Oroa die „königliche Expedition" zum schleunigen, vcrlustvollcn Rückzug über die catalonischen und aragonischen Gebirgslandschaften nach dein verarmten und verwüsteten Norden. Noch einmal leuchtete dem Jnfanten und seinem Neffen Sebastian, der ihm wacker zur Seite stand, ein Hoffnungsstcrn mit täu- ^Aug.schcndem Schimmer. Nach einem glücklichen Gefechte bei Villar de los Na ¬ varros, betraten die karlistischen Truppen abermals den castilischcn Boden und