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II. Geschichtsleben in den Einzelstaaten >Pyr. Halbinsel). 159 Rebellion Meister zu werden, da aste Vortheile aus Seiten der Karlisten waren und Zumaia es verstand, seinen Leuten die äußerste Beweglichkeit zu geben. „In der landesüblichen Hanfsandale, die dm Schritt außerordentlich leicht und unhörbar macht", so schildert Baumgarten nach v. Göbcn's Darstellung diesen Ge birgskrieg, „in bequemster Kleidung, gegen die in dicsm Gebirgen oft sehr vehementen Regengüsse, Schnccstürme und Frostschaucr durch die vortreffliche wollene Decke geschützt, nur mit einem Leinensack beschwert, in dem die nöthigstc Wäsche und Nahrung, so flogen die behenden Basken mit unglaublicher Geschwindigkeit und Ausdauer über die heimischen Berge, in denen ihnen jeder Hirt ein Freund, jede Hütte ein gastliches Obdach war. Nicht selten wurden Märsche von sechzehn, achtzehn Stunden gemacht, mit den knappsten Rasten. Legten sic sich dann irgendwo hoch auf einem Paß in Hinterhalt, so trugen ihnen die Thalbcwohner bereitwillig die nöthigstc Nahrung und dcn kräftigen Landwcin zu. Für die Christinos warm ähnliche Bewegungen mit fast unüberwind lichen Schwierigkeiten verbunden; denn ihnen schloffen sich die Häuser und die Hände; für sie hatten die Bergbewohner Kugeln statt eines Labetrunks, und sie mußten stets auf das Schlimmste gefaßt sein, sobald sie ihre compacten Waffen lösten, um in langen dünnen Reihen über die Berge zn steigen". Um die Verwirrung noch zu steigern, trat hetzt die radicale Opposition inDi-Mg«. den Cortes immer schärfer gegen das Ministerium in die Schranken. Sie be- Knuzf-un. schuldigte insbesondere den royalisch gesinnten General Llaudcr, dem Rosa unter dem Einflüsse der Königin-Mutter und der Regentschaft die Leitung der Kriegs angelegenheiten übertragen hatte, daß er aus Eifersucht und persönlichen Mo tiven den „berühmten Feldherrn" Mina nicht gehörig unterstütze. Die geheimen demokratischen Gesellschaften mehrten die Spaltungen und fanden sogar einen Weg zu den in der Hauptstadt befindlichen Truppen. Von ihnen aufgereizt beging ein Gardcbataillon eine Meuterei, um die Constitution vom Jahr 1812 zu erzwingen, ein Act grober Insubordination, der durch die schwächliche und kopflose Haltung der Regierung zu einem Aufstand und Straßenkampf sich ent wickelte, wobei der General Canterac das Leben verlor. Zur Strafe für ihren „vielleicht zu großen Eifer für die Freiheit", wie man im Abgeordnetenhaus ent schuldigend aussprach, wurde das Bataillon auf den nördlichen Kriegsschauplatz geschickt ; Llaudcr aber sah sich zum Rücktritt gcnöthigt. Au seine Stelle trat Geronimo Valdes, ein Offizier von streng liberaler Gesinnung, der auch sofort, da Mina durch die Strapazen eines mühevollen Feldzugs im Thal Baztan vollends in seiner Gesundheit gebrochen seinen Abschied verlangte, das Commando der Nordarmee übernahm. Aber er hatte noch weniger Erfolg als seine Vorgänger. Anstatt wie er dem Grafen Harispa, dem Commandanten des französischen Grenzcordon zuversichtlich meldete, die Karlistenbanden über die Pyrenäenpässe zu jageu, sah er.sich selbst bald in so schlimme Lage versetzt, daß er über den Ebro zurückweichen mußte. Und doch war sein Heer doppelt so Mai. stark wie das feindliche. Vistafranca und Tolosa mußten sich ergeben, nachdem die Christinos unter dem sonst tüchtigen General Espartero durch einen nächt-