Volltext Seite (XML)
158 Zwischen zwei Revolutionen. die kleine Zahl romantischer Verehrer mittelalterlicher Zustände und eines un beschränkten Königthmus „von Gottes Gnaden". Die „Christinos" stritten für landständische Verfassung, bürgerliche Freiheit und Rechtsgleichheit, für die Er rungenschaften der Revolution und für die Vernichtung der Pricstcrmacht nnd des Camarilla-Regiments. Sie fanden Beschützer und indirekte Unterstützung an Frankreich und England, an Maria da Gloria von Portugal, an dem auf geklärten Bürgerstand und an den Constitutionellen und Liberalen aller Länder Europa's. H'dn Fuhr» So entbrannte ein siebenjähriger Bürgerkrieg, in dem Mord, Raub, Ver wüstung und aste Gräuel, wozu politischer und religiöser Fanatismus, südliche Leidenschaftlichkeit und die Gluth spanischen Rachcgefühls antreibcn können, zum Vorschein kamen. Waren die Truppen der Königin an Zahl den Gegnern über legen, so wurden diese mit sremdcm Gclde desto reichlicher versehen und die aus verschiedenen Ländern ihnen zucilenden Freiwilligen brachten Ordnung und Kriegszucht in die Karlistenbandcn. Auch stach die Thatkraft des heroischen Zumalacarregui, des kühnen Priesters Merino, der mit wunderbarer Schnel ligkeit die Berge und Thäler durchflog, und bald mit dem Mcßbuchc, bald mit der Flinte in der Hand die Bauern und Hirten der Gebirgsdörfer für Thron und Altar entflammte, und des unermüdlichen Gomez, der durch romantische Züge die Phantasie der Zeitgenossen fesselte, mit seinen raschen Schaareu den Westen und den Süden durchstreifte und Madrid bedrohte, vorthcilhaft ab gegen die Unfähigkeit, Nachlässigkeit und Rathlosigkcit der meisten Christinosführer. Vergebens suchten General Rodil, Quesada's Nachfolger und der tapfere Llauder die Flammen des Aufruhrs zu zertrete«; die Beweglichkeit der rebelli schen Schaarcn trotzte aller Kriegskunst. Wurden sic an einem Orte geschlagen und zersprengt, so tauchten an einem andern Orte neue Haufen auf. Die An wesenheit des Jnsanten, der mit seinen Schaarcn alle Gefahren und Strapazen theilte, erhöhte die Kampflust der Karlisten. Vergebens wandte Rodil alle Mühe an, den Prätendenten als Gefangenen in seine Gewalt zu bekommen. Er entging allen Nachstellungen. Die Regierung gewann es über sich, den alten Guerillaführer Mina zu amnestiren und an die Spitze der Armee zu stellen. 30' Aber er kam krank und körperlich gebrochen in Pamplona an, um den Ober befehl über ein Heer zu übernehmen, das durch Mangel an Kriegsbedarf und schlaffe Führung allen Sinn für Disciplin und militärischen Gehorsam verloren hatte. Es waren schreckliche Wintermonate, die nun über Navarra und das Baskenland hercinbrachen. Man hörte nur vou Kümpfen und Blutvergießen. 27. O-tbr. Dabei wurde die Kriegführung immer grausamer. Nach dein Treffen bei Alegria ließ Zumalacarregui den feindlichen General O'Doyle und alle Offiziere er schießen, die gefangenen Gemeinen sänuntlich nicderstoßcu. Dies war ganz ini Sinne des Prätendenten. Ueber Leichen und Verwüstung wollte er zur Herr schaft emporsteigen. Auch unter Mina gelang cs den Christinos nicht, der