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154 Zwischen zwei Revolutionen. sammlung, die Amnestie Beschränkungen hinzufügte, die den Werth der Zu» 'chr hcrabinindertcn. Selbst das königliche Statut vom 10. April, das behufs der Stcncrbcwilligung und Gesetzgebung die Einberufung allgemeiner Rcichsstände «»ordnete, fand nur geteilten Beifall. Danach sollte der gesetz gebende Körper in zwei Arme oder Cstamentos zerfallen, in das Haus der Proceres oder Pairs, bestehend aus Granden, Bischöfen, hohen Beamten und Würdenträgern und solchen Vertrauensmännern, die der König ans Lebenszeit ernennen wurde, und in das Haus der Volksvertreter oder Procuradores, die durch eine doppelte Wahl aus den vermögenderen Klassen gewählt werden sollten, „da ein gewisser Besitz, ein mittlerer Wohlstand unentbehrlich sei für den jenigen, welcher sich, ohne dafür Sold oder Ersatz zu bekommen, mit den Staats angelegenheiten befassen und während der Zeit seine häuslichen Geschäfte ver nachlässigen müsse". Die Berathung und Beschlußfassung habe von Regierungs vorlagen auszugehen; eigene Anträge könnten nur in der Form von Petitionen vorgcbracht werden. nchiung' Wcw an diescin Statut nicht zu verkennen, „daß cs zwischen den Extremen, von denen das Land in den letzten Deccnnicn hcimgesucht war, nicht ungeschickt einen Ausgangspunkt stetiger Entwickelung suchte, daß cs im Vergleich mit dem regelmäßigen Zustande, der seit drei Jahrhunderten bestanden, einen großen Fort schritt bot", so stand es doch hinter dem stolzen Codex von Cadiz zu weit zurück, als daß es den Liberalen der Doctrin genügt hätte. Die heimgekehrten Emi granten , die in England tvenig gelernt hatten, desto tiefer in die französische Zeitbildung eingedrungen waren, fühlten keine Sympathie mit einer Verfassung, die der Krone so große Macht einräumte, die Adel und Klerus als berechtigte Factoren des staatlichen Lebens aufstellte, die den Idealen von einer constitu- tioncllen Staatsform so wenig Rechnung trug. Diese Ideale waren thcils dem Verfassungswerk vom Jahr 1812, thcils dem französischen Demokratismus ent- lehnt. In England, beinerkt Baumgarten, lebten die Emigranten ganz lsolirt in ihren Träumen; „von der englischen Bildung, dem öffentlichen und privaten Leben empfingen sic keinerlei fruchtbare Anregung, die Sprache, die große Fremdartigkeit aller Anschauungen und Einrichtungen bildeten eine zu weite Kluft. Desto eifriger vertieften sich die Flüchtlinge in das französische Wesen, in den jungen Radicalismus der dortigen Literatur, in das Getriebe der geheimen Gesellschaften, in die brillante Leichtfertigkeit der Pariser Sitten. Schon lange, wissen wir, stand Spanien unter dem Einfluß der französischen Cultur. Aber bisher hatte es denselben noch immer in gewissen Schranken gehalten. . Jetzt erst unterwarfen sich ihm Viele unbedingt und zwar so, daß sie vorzugsweise die üblen Richtungen des französischen Genius, seine Frivolität, seine leichtsinnige Emancipation von allen religiösen und moralischen Ueberlieferungen ins Herz schlossen, die energische Arbeit des Kopfes und der Hand, durch welche der Fran zose jenen verderblichen Neigungen ein Gegengewicht schuf, zur Seite ließen".