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150 V. Zwischen zwei Revolutionen. i°d des Unter den Eindrücken dieser Ereignisse erlag König Ferdinand cincin der 2». S-pkdn Erstickungsanfälle, von denen er schon seit Monaten hcinigesucht war. Die spa- " nische Königsliste hat viele Namen aufzuwciscn, die in der Geschichte als Ty rannen und Volksfeinde verzeichnet sind; aber wenige waren so sehr aller edleren Lharaktcrzüge und Eigenschaften entkleidet wie König Ferdinand VII. Wir haben seine Persönlichkeit und sein Regiment in verschiedenen Perioden kennen gelernt. Jene war volksfeindlich, treulos, hinterlistig; dieses unheilvoll und verderblich für das Land. Als er dahinschied war die geistige Schwungkraft der Nation gelähmt, der materielle Wohlstand verschwunden, die Furie der Zwie tracht entfesselt, das Vertrauen des Auslandes verscherzt, die Regierung ohne Achtung und Ansehen. Unter dem Jubel des Volkes war er einst in das Laud seiner Väter zurückgekehrt, mit dem Fluche belastet sank er ins Grab. So rasch erfolgte seine Auflösung, daß er verschied ohne gebeichtet oder die Sterbsacramcnte empfangen zu haben, ein merkwürdiges Schicksal für einen Monarchen, der sein Leben so eifrig dem Dienste der Kirche und der Geistlichkeit gewidmet hatte. b. Karli st en und Christines. Das Manisch Es war zu erwarten^, daß die Karlisten den Tod des Königs benutzen Rkg-m>n. würden, um sich durch einen Handstreich den Besitz der Gewalt zu erobern. Diese Gefahr wendete Zea durch einen entschlossenen Schritt ab. Er berief die commaudireuden Generale und die höchsten Beamten zu sich, begab sich mit ihnen in das Schloß und ließ sie dort in Gegenwart der traucrcrfüllteu Königin und ihrer Kinder eine Erklärung unterzeichnen, daß sie als treue Soldaten und gute Spanier zu Marie Christine halten wollten. In der Ueberraschung kamen alle der Aufforderung nach, selbst diejenigen unter ihnen, die karlistisch gesinnt waren. Und um jede Spur von Mißtrauen zu verscheuchen, ließ der Minister, der alten Äs' Gewohnheit gemäß, die königlichen Freiwilligen die Schloßwachc beziehen, eine Berufung an ihre Loyalität, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Es war die factische Anerkennung der pragmatischen Sanction und der Regentschaft Chri stinens, doch sollte ihr ein Regentschaftsrath zur Seite stehen, dessen einzelne Glieder der König vor seinem Tode aus sehr gemischten Elementen ernannt hatte. Dank diesem entschlossenen Auftreten behauptete sich der Ministerpräsident 4. pctdr. in seinem hohen Amte. An dem Tage, da der Leichnam des Königs im Pan theon des Escurial beigesetzt ward, erschien ein Manifest, worin die Königin ihre Absicht kundgab, die Regierung in der bisherigen Weise sortzuführen, die königliche Autorität und die unbefleckte Religion zu erhalten, zugleich aber zweckmäßige Reformen in allen Theilen des Staatslcbcus ins Dasein treten zu lassen. DUR-gii- Dieses Manifest genügte keiner Partei. Die „Christinos", wie man ^EmrM-tan die Anhänger der Königin und des constitutionellen Prinzips nannte,