II. Gcschichtsleben in den Einzelstaaten sPyr. Halbinsel). 149 und andere Gleichgesinnte, ließen sich nicht abhalten die reaktionäre Propaganda bis zum Ausruhr zu treiben; allein ohne die Autorität des Königs hatten die Aufstandsvcrsuchc in Leon und einigen andern Orten keinen Fortgang. Selbst die königlichen Freiwilligen, die eigentliche Garde der Apostolischen, wollten nicht gegen die legiliinc Obrigkeit ins Feld ziehen. Bischof Abarca floh als Bauer verkleidet an die portugiesische Grenze. Mehrere hochgestellte Führer und Ge nossen der karlistischen Verschwörung wurden hinter Schloß und Riegel gebracht. Die Prinzessin von Beira, die eigentliche Aufstiflerin der rebellischen Bewegung, erhielt den Befehl, sich zu ihrem Bruder Dom Miguel nach Portugal zu be geben ; Don Carlos und seine Gemahlin durften sie dahin begleiten. Ihre Ab- AMir, reise, die den Parteigängern als Verbannung galt, gab das Signal zu gewalt- thätigen Auftritten zwischen Liberalen und Karlistcn in den Straßen von Madrid. Auch in Zaragossa, Sevilla, Granada brachen Unruhen aus. Jetzt forderte die Königin stärkere Maßregeln zum Schutze der Rechte ihrer Tochter, und wie wenig auch Zea Bermudez Neigung trug, aus seiner hinhaltenden und vermit telnden Politik herauszutretcn; er mußte endlich einwilligcn, daß die Cortes auf den 20. Juni einbcrufcn wurden, damit sic nach alter Gewohnheit der Infantin Dona Maria Isabel als Erbin des Thrones den Huldigungscid schwüren. Auch Don Carlos wurde von dem König aufgefordert die Infantin als Prin- AApm zessin von Asturien anzucrkennen und ihr Treue zu geloben. Aber er sandte einen Protest ein mit der Erklärung: „Da ich fest überzeugt bin von den legiti men Rechten, welche ich auf die spanische Krone habe, vorausgesetzt daß ich Ew. Maj. überlebe und sie keinen Sohn hinterläßt, so sage ich, daß weder mein Gewissen noch meine Ehre mir erlaubt, andere Rechte zu beschwören oder anzuerkennen". Die nächste Folge war, daß Ferdinand seinem Bruder schrieb, « Mai. er möge sich mit seiner Familie nach Rom begeben. Allein Don Carlos verschob die Reise unter allerlei Vorwänden und blieb in Lissabon. Denn alle Welt hatte erkannt, daß die Sache der Karlisten und Miguelisten zusammenstehe und falle. An dem festgesetzten Tage fand dann in der feierlichen Cortesversamm- ro. Juni, lung die Staatsaction des Schwures statt. Aber die Häupter der Karlisten hatten die Parole ausgegeben, „daß der Eid keinerlei Bedeutung habe und ledig lich als ein Act des Gehorsams gegen den König zu betrachten sei, nach dessen Tod er zu nichts verpflichte". Unter ähnlichen Reservationen wohnten auch die fremden Gesandten der Ceremonie bei. Die Geltung der pragmatischen Sanction war somit in den Augen vieler Theilnehmer eine streitige Rechtsfrage, die erst durch den Gang der Ereignisse nach dem Tode Ferdinandos ihre endgültige Lösung und Entscheidung finden könne. Aber der Niedergang des Sterns Dom Migucl's in Portugal, wo zum großen Verdruß Zea Bermudez' und selbst des Königs durch englischen und französischen Beistand die liberale Bcrfassungspartci den Sieg davontrug, konnte als Vorzeichen eines ähnlichen Ausganges der politischen Lebensfrage in Spanien betrachtet werden.