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II. Geschichtslcbcn in den Einzelstaaten Pyr. Halbinsel). 141 gebildet hatte, entfremdet morden. Seine Loyalität und sein monarchischer Glaube mar erschüttert, seitdem König und Hofdicnerschaft mit Hülfe der hei ligen Allianz eine Gcmallhcrrschaft errungen, die sie zu Rachethaten und Rechts verletzungen mißbrauchten. Wohl achttausend Patrioten lebten als Exulanten auf fremder Erde, in Frankreich, in Belgien, in England, mit leidenschaftlicher Seele den Tag der Rückkehr ersehnend und erlauernd und' durch die Presse das schmachvolle und tyrannische Parteiregiment brandmarkend. Verfrühte Auf- standsvcrsuche in Tarifa und andern Ortschaften des Südens schärften den Fa- Ui"" natismus der Apostolischen. „Der Galgen war jetzt buchstäblich das Emblem des katholischen Königthums, welches sich in diesen Tagen den scheußlichsten Or gien der Nachsucht überließ. Die Militärcommissionen usurpirten alle Justiz; die Polizei fertigte ein die ganze Nation umfassendes schwarzes Buch an, in dem nach den Aussagen der Mönche das Verhalten eines Jeden während der Rcvo- lutionsjahre verzeichnet wurde". Die Zwanziger Jahre waren in allen Ländern des europäischen Contincnts mit schlimmen Thaten der Reaction und Verfol gung befleckt; aber in Spanien stand der Terrorismus gegen alle freisinnigen Regungen oder Kundgebungen in der höchsten Blüthe. Durch die Minister Ca- lomardc und Aimerich wurden „Reinigungscommissionen" eingesetzt, welche in März iW. der Beamtenwelt und in der Armee wie ein Sturmwind Alles megfcgtcn was dem herrschenden System im Wege stand) oder verdächtig war, und den ganzen intelligenten Theil der Nation gewissermaßen außerhalb des Gesetzes stellten. Der König, unzuverlässig und treulos, ließ die ultraroyalistischen Heißsporne ge währen; nur wenn sie cs zu arg trieben, hemmte er planlos und ziellos vor- > übergehend ihrem terroristischen Eifer, nicht aus Grundsatz oder in einer An wandlung von Milde und Menschlichkeit, sondern nur in der Furcht, die Ucber- spanuuug des Bogens möchte zu Thaten der Verzweiflung führen. „Das war ja die eigenthümlichc Stellung dieses Monarchen, daß er zwar den vollen Haß aller freieren und edleren Naturen zu gewinnen verstand, niemals aber den jenigen, mit welchen er gegen den bessern Theil seines Volkes wüthete, Achtung und Glauben einflößen konnte". Die Häupter der Apostolischen, die klerikalen Vorkämpfer und die verwegenen Bandenführer der Glnubensarmee warfen daher auch im Stillen ihre Blicke auf den Jnfantcu Don Carlos, dessen fanatische Seele nie eine Spur von Toleranz, nie eine Rücksicht aus moderne Gesittung verrieth und dessen beschränkter Geist zwischen engen Grenzlinien dahin schlich, sich willig fügend unter die Autorität des Beichtvaters und den Einfluß seiner ehrgeizigen, herrschsüchtigen und bigotcn Gemahlin Maria Francisca von Por tugal, dabei aber voll Ehrfurcht für das legitime Thronrccht, mehr als der iu die klerikalen Ränke eingesponnenen Schwester Dom Miguel's lieb war. Wie viele Jntriguen wurden damals in Madrid und Lissabon geflochten, um die absolutistisch-ultramontane Fahne in den beiden Königreichen der iberischen Halbinsel unter den beiden Jnfanten Dom Miguel und Don Carlos, unter