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II. Gcschichtslcbe» in dcn Einzelstaaten (Frankreich). 139 Höhle Schutz gesucht, durch Anzünden von Faschinen dem entsetzlichsten Er- stickungstodc preis. Eine allgemeine Stimme des Unwillens und Entsetzens erhob sich in ganz Europa gegen dieses schreckliche Colonisationssystcm, das nur in dein Kriegsministcr, dem alten Marschall Soult, der in seinem ganzen Leben nie Schonung und Menschlichkeit gekannt und geübt hatte, einen Schutzredncr sand. Aber allerdings hatte das System des Schreckens die Wirkung, daß zu letzt Abd-cl-Kader, von allen verlassen und an Freiheit und Leben bedroht, den Franzosen sich unterwarf mit der Bedingung eines freien Abzugs nach Aegypten. D-ci>r. 1247. General Lamoriciere schloß die Uebcreinkuuft ab und der Herzog von Aumale, der Eroberer der Smala, der an Bugcaud's Stelle zum Geueralgouverneur ernannt worden war, bestätigte dieselbe. Allein die Regierung der „civilisirten Nation" vollzog dcn von dem eigenen Sohu des Königs eingegangenen Vertrag nicht, sondern ließ Abd-el-Kader mit seiner Familie und seinem Gefolge nach Frankreich bringen, wo er mehrere Jahre lang zu Amboise in strenger Aufsicht gehalten ward, bis ihn Louis Napoleon, nach Erwerbung der Kaiserwürde, unter prunkenden Aufzügen nach Bursa im türkischen Klein-Asien entließ und ihm ein Jahrgehalt anwies gegen das eidliche Versprechen, nie mehr die Waffen gegen Frankreich zu ergreifen. Eine kleinliche, von dem Neid gegen England eingegebeue Politik befolgte T-hin. Frankreich gegen Otaheite (Tahiti), eine der Gescllschaftsinseln. Das harm lose, früher im unschuldigen Naturzustande lebende Völkchen dieser reizenden und fruchtbaren Insel, der „Königin der Südsee", war durch den Verkehr mit Euro päern sittlich und körperlich gesunken und ausgeartet; Krankheiten, Laster und ein gräuelvoller Gottesdienst schändeten die Bewohner, bis englische Missionare durch Einführung des Christenthums den Keim einer moralischen Erhebung legten, und die Begründung eines geordneten Staatswesens nach europäischen Begriffen den entschwundenen Naturzustand durch die Güter der Civilisation zu ersetzen anfing. In den zwanziger Jahren war Otaheite ein christlich-civilisirtes Laud unter dem Einflüsse Englands, aber frei und selbständig; und war auch der geistige Zustand, den ein von methodistischer Scheinheiligkeit und puritanischer Strenge erfülltes Christenthum hervorbrachte, für den vorurtheilsfreien Beob achter kein erfreulicher Anblick, so war er doch um Vieles besser als ein Zustand, in dem alle Laster der Civilisation mit der Rohheit und derben Sinnlichkeit wilder Völker gepaart erscheinen. Da zogen unter dem Schutze eines französi schen Consuls katholische Missionare ins Land, suchten das protestantische Chri- wss. stenthum durch den Papismus zu verdrängen und streuten den Samen des Un friedens und religiöser Zwietracht. Umsonst vertrieb die den Engländern und E. ihrem Glauben ergebene Königin Poma re die katholischen Sendboten von der Insel; zwei Jahre später führten einige französische Schiffe die Missionare zurück und erzwangen die Crlaubniß zur Erbauung katholischer Kirchen, und damit ihr Werk sestern Bestand habe, suchten sie in Verbindung mit dem fran-