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136 Zwischen zwei Revolutionen. und der Natur der Bewohner, widerstand Abd-el-Kader lange Jahre mit Glück und Erfolg den französischen Heeren, und wenn in einem Jahr seine Macht gänzlich gebrochen schien, rückte er im nächsten mit vermehrten Streitkräfte» ins iN Feld. Er nöthigte den General Desmichel zu einem Vertrag, den man in Frankreich als einen „Triumph schlauer Barbaren über unwissende Culmr" bezeichnete. md nnM Nun wurde die Behauptung und Fortführung des Colonisationswcrkcs zur Ehrensache für die Juliregierung, und diesmal hatte sie gegen die Opposi tion im Abgeordnetenhause die öffentliche Meinung auf ihrer Seite. Alle afri kanischen Besitzungen wurden einem vom Kriegsminister abhängigen Gcneral- gouverneur unterstellt, dem die beiden Befehlshaber der Land- und Seetruppeu, sowie alle Civilbeamte unterworfen waren. Graf Drouet d'Eclon wurde zuerst mit dem hohen Posten betraut. Aber der Anfang war nicht glücklich. General Trezel, der Nachfolger Desmichel's in der Provinz Oran, ließ sich, nachdem er mit den Gegnern Abd-el-Kader's den „Vertrag vom Feigenbaum" abgeschlossen, mit dem 28-N.'Emir in die Schlacht bei Makta ein, worin er eine vollständige Niederlage erlitt. Er verlor von 2500 Mann über 800 Todte und Verwundete nebst Ge päck und Munition. Die Frucht fünfjähriger Arbeit war vernichtet, wenn der Schlag nicht wieder gut gemacht wurde. Drouet d'Crlon ward abberufen und der mittlerweile zum Marschall ernannte Clausel zum zweitenmal nach Algier gesandt, jetzt als Generalstatthalter mit größerer Autorität und verstärkter Macht. Der Anfang war nicht ungünstig. Begleitet von dem jugendlichen Thronfolger, begann der Marschall von Oran aus den Kampf gegen Abd-el- Kader, um die Niederlage der französischen Waffen an der Makta zu rächen. o- Er zog mit dem Prinzen siegreich in Maskara, die Hauptstadt des Emirs, ein Zan. iss«, und übergab sie den Flammen; er eroberte die Stadt Tlemsen, nahe an der Grenze von Marokko und sicherte die feste Citadellc durch eine französische Be satzung, und während er sich nach Paris begab, um für kräftigere Unterstützung zur völligen Beendigung des Kriegs zu wirken, erfocht General Bugeaud den o. Zu». Sieg an der Sickack, einem Nebenflüßchen der Tafna, und glich dadurch die Verluste aus, welche das französische Heer einige Monate vorher an dem letz teren Fluß erlitten hatte. Aber bald trat ein Umschlag ein. Aufgcstiftet durch einen italienischen Renegaten Jusuf, der den tunesischen Kriegsdienst mit dein französischen vertauscht hatte, unternahm Clausel mit ungenügenden Streitkräften D«cb^°?8W' Bona aus in der ungünstigsten Jahreszeit einen Feldzug gegen die Stadt Constantine Massinissa's Cirta), wo der türkische Bey Nehmet, der bisher niit den Franzosen in Frieden gelebt, über das Ostland mit starker Hand herrschte. Der Zug war mit unbeschreiblichen Mühseligkeiten und Beschwerden verknüpft; und als endlich die Armee krank und erschöpft vor den Mauern der Felsenstadt anlangte, stieß sic auf unüberwindliche Schwierigkeiten, welche eine Belagerung und Eroberung als aussichtslos erscheinen ließen. Nach zwei vergeblichen