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II. Gcschichtslcben in den Cinzclstaatcn (Frankreich). 125 Lehranstalt, einer Druckerei, einer Zeitung u. dgl. dem Staat den Anstrich eines civilisirtcn verleihen und das Ausland blenden sollten. Im Vertrauen aus seine bedeutende, nach französischen, Muster eingerichtete und geübte Militär- und Seemacht versagte Mchcmet Ali dem türkischen Sultan, der seit seinen gcwaltthätigen Reformen im Heerwesen und in der Staatsvcrwal- tung (XIV, 759 f.) in den Augen der strenggläubigen Osmanli als ein Ver leugner des Koran und der altislamischcn Traditionen galt, den schuldigen Tribut und dehnte sein Reich nach allen Seiten aus. Er unterwarf Nubien und Kor- dofan, wo er den Ncgcrhaudcl auf die empörendste Weise betreiben ließ, und be kriegte durch seinen sieggewohnten Sohn Ibrahim den Pascha von Akka, der im Auftrage seines Gebieters in Konstantinopel die Macht des ägyptischen Vicc- königs zu beschränken oder zu brechen suchte, zu Land und zur See. Ibrahim eroberte Akka und Damascus, warf die Vorhut des türkischen Heeres bei Homs zurück und drang, nachdem er sich Alcppo's bemächtigt und im Engpaß von Beylan die cntmuthigte Armee des Sultans aufs Haupt geschlagen, bis in die^2»> Nähe von Adana, der Hauptstadt Cilicicns vor, überall von der Bevölkerung freudig begrüßt. Unbekümmert um die von der Pforte ausgesprochene Achts- erklärung gegen Mehemct Ali, unterwarf sich Ibrahim ganz Palästina und Syrien, erfocht bei Koniah (Jconium) in Kleinasien einen neuen Sieg über den 2n D«er. Großwcsier Reschid Mehemet und richtete seinen Marsch nordwärts gegen Brussa und Scutari, den Padischa in seiner eigenen Hauptstadt bedrohend. Die euro päischen Großmächte geriethen in Unruhe und suchten durch diplomatische Unter handlungen sowohl in Konstantinopel und Alcrandria, als unter einander eine Ausgleichung des Streits und die Erhaltung des Friedens zu bewirken. Es war ein schwieriges Werk bei den getheilten Interessen und verschiedenartigen Tendenzen der einzelnen Regierungen. Denn während Rußland bereit war die von Sultan Mahmud erbetene Hülfelcistung durch Absendung eines Landheeres und einer Flotte zu gewähren, um die Pforte zu unterwerfen, indem man sie rettete, trat Frankreich, nach einigem Schwanken zwischen den alten politischen Traditionen und der von der öffentlichen Meinung geforderten Bundesgenossen schaft mit dem Vicckönig, auf Seite des letzteren und suchte zu Gunsten Mehemct Ali's und Jbrahim's zu vermitteln. Dank der Neigung der Regierungen für das Nichtintervcntionsprinzip, gelang es dem französischen Bevollmächtigten Admiral Roussin die türkisch-ägyptischen Streitigkeiten durch einen Vertrag zu lösen. Zum Gelingen der Vermittelung trug die Furcht des Divan vor der russischen Hülfeleistung nicht wenig bei. Kraft des Präliminarfriedens von 5. M-a,834. Kutahyeh sollte Mehemet Ali die Statthalterschaft über ganz Syrien unter der Hoheit der Pforte erhalten, Adana an Ibrahim überlassen werden. Mit welchem Aergcr empfing der stolze Zar von Petersburg den Dank, Mahmud's für seine. Willfährigkeit, zugleich mit dem festen Ersuchen, die russische Flotte von den Gewässern des Bosporus abzurusen l Daß das liberale Frankreich außer Ancona