II. Geschick) tslcbcn in den Einzelstaaten (Frankreich). 121 Unlcrdcsscn sollten Bevollmächtigte der füns Großmächte in Rom zu einer Confcrcnz zusammcntrcten, um der päpstlichen Regierung die Rcsormvorschläge 2n. in Betreff der Verwaltung, des Steuer- und Finanzwesens, der Gerichtsorganisa tion vorzulcgcn, welche die europäischen Regierungen als nothweudig für die öffent liche Ordnung des Kirchenstaates erachteten. Am 21. Mai wurde dem Staats-Ma>iM. secretär Cardinal Bernctti eine von dem preußischen Gesandten Bunsen verfaßte Denkschrift überreicht und von dem französischen Botschafter, dem fcingebildeten liberalen und dabei religiös gesinnten Grafen St. Aulaire aufs Dringlichste zur Annahme empfohlen. Die Curie zeigte aber wenig Neigung die verlangten Re formen cinzusühren, die „neue Aera", die sie in der Noth in Aussicht gestellt, ernstlich zu begründen. Vielmehr benutzte sic ein Anlehn von drei Millionen Scudi, das sie mühsam in England und andern Ländern zusammcnbrachte, zur Anwerbung einer päpstlichen Armee, welche die aus Ancona und den Legationen abziehendcn österreichischen Schutzmannschaftcn ersetzen sollte. Die Provinzen weigerten sich, diese verwilderten, aus dem Abschaum aller Nationen zusammcn- gelesenen, aus Banditen und Sträflingen ergänzten Truppen in ihren Städten aufzunehmen. Sie hielten mit der Steuerzahlung zurück, errichteten Bürgcr- garden, vertauschten die päpstlichen Farben mit der italienischen Tricolorc. In Bologna bcricth sich eine Delegirtcnversammlung der ganzen Romagna über cine^Dc-t-. constitutionclle Versüssung. Die römische Regierung und die Sanfedistcn, welche die alten Mißstände ausrecht erhalten wollten, gericthcn in Wuth. Cardinal Albani zog mit den neuen Söldnern gegen die Rebellen. Aber so groß war der Volkshaß gegen die „Papalini", daß der Cardinal trotz eines siegreichen Gefechtes zwischen Rimini und Cescna sich nicht zu behaupten vermochte. Die verwilderten Sol daten und Banditen begingen in Forli und andern Städten empörende Grau samkeiten und schändliche Unthatcn, wütheten gegen ruhige Ortschaften und hei lige Stätten mit roher Zuchtlosigkeit und ungezügeltem Frevelmuth, so daß aufs Neue österreichisches Militär einrücken mußte, um die päpstliche Regierung und ihr Land vor den eigenen Soldaten zu retten. Die Bürgerschaft von Bologna empfing die Anziehenden wie Retter und Befreier. In Paris sah man mit Eisersucht auf die neue Machtentfaltung des Kai- Münz An. serstaats: War doch die Metternich'sche Politik von lange her auf die Erwer- Frankreich, bung der Legationen gerichtet. Wenn es der Wiener Regierung gelang, zu den Sympathien der italienischen Höfe, die sie stets besessen, auch noch die Zu neigung der mißhandelten Völker zu gewinnen, wer wollte sie dann verhindern ihre Hegemonie und Schutzherrschaft über die ganze Halbinsel auszudehnen? Dies konnten Perier und die tonangebenden Männer an der Seine unmöglich zugeben. In aller Stille wurde von Toulon ein Geschwader mit Schiffsmann schaft abgeschickl, welches in der Nacht des 22. auf den 23. Februar die Stadt ^F-bi. Ancona durch einen Handstreich nahm. Der päpstliche Lommandant der Cita- delle wurde gezwungen, die Besetzung mit den Eindringlingen zu theilen. Eine